Nachdem wir uns als Backer (zu Deutsch Unterstützer) bei der Kickstarter Finanzierung beteiligt haben, kamen wir nun in den Genuss, bereits deutlich vor der offiziellen Markteinführung eine neue Pebble Time Smartwatch zu erhalten.
Nachdem Pebble und die Plattform Kickstarter nahezu wöchentlich über den Stand und die bevorstehende Auslieferung informiert haben, waren wir natürlich sehr gespannt, was uns tatsächlich erwartet. Wie ja hinlänglich bekannt, hat Pebble mit dem Projekt Time alle bisherigen Rekorde in der Vorfinanzierung durch Kickstarter durchbrochen.
Nachdem wir bereits die Pebble Classic, als auch die Pebble Steel ausführlich getestet und in Gebrauch haben, steht natürlich die Frage im Raum, was kann die 2. Generation besser als die erste und wie unterscheiden sie sich.
Bild: Versandverpackung der Pebble Time
Die Kickstarter Backer waren die Ersten, die die Watch direkt über die internationalen Distributionszentren erhielten. Entsprechend ist die Verpackung noch sehr einfach gehalten, für den sicheren Transport aber ausreichend. Eine Box für die spätere Aufbewahrung ist nicht dabei. Vermutlich geht Pebble davon aus, dass die Time zum ständigen Begleiter wird und deshalb auch keine Box zur Aufbewahrung benötigt. Aber das ist bekanntlich Ansichtssache; uns hätte eine Aufbewahrungsbox schon ganz gut gefallen.
Der optische Eindruck ist erst einmal gut und hebt sich sehr deutlich von den Pebbles der ersten Generation ab. Hatten diese zumindest im optischen wie auch haptischen Sinne noch sehr wenig mit einer Uhr gemeinsam, so fühlt sich die Pebble Time schon sehr viel geschmeidiger an.
Neben der Smartwatch selbst liegt der Verpackung dann noch das magnetische Ladekabel bei, welches über einen handelsüblichen USB-Anschluß verfügt und mit jedem Standard-Ladegerät verbunden werden kann, sowie eine Kurzanleitung und die obligatorischen Sicherheitshinweise; das war´s dann aber auch schon.
Die Time ist mit einer Baugröße von ca. 41 x 38 mm und einer Gehäusehöhe von 9,5mm für eine Smartwatch ausgesprochen zierlich, ja fast schon elegant geraten. Hat also auch nichts mit den riesigen Smartwatches vom Schlage einer Samsung Gear oder anderen, ebenfalls eher wuchtig geratenen Android Wear Modellen zu tun.
Mit rund 42 g ist sie zudem sehr leicht und angenehm zu tragen. Das ist u.a. auch dem neuen Armband geschuldet, welches deutlich wertiger ausgeführt ist, als jenes der Pebble Classic. Da das Gehäuse an seiner Rückseite zudem leicht bombiert ist, schmiegt es sich gut ans Handgelenk und zwar nicht nur bei Männern, sondern – ganz wichtig – auch bei den Damen. Wir haben es also mit einer Medium-Größe zu tun.
Das Gehäuse selbst ist aus Kunststoff, die das Display einfassende Lünette aus Metall. Das Display wird nun erstmals auch bei der Kunststoffvariante von einem Gorilla Glas geschützt und ist damit erheblich kratzfester als die bisherige Abdeckung aus Polycarbonat bei der Pebble Classic. Später soll noch eine Variante aus Edelstahl dazu kommen.
Das Display ist eine der wesentlichen Neuerungen der Pebble Time. Pebble verwendet hier erstmals ein Farbdisplay in E-Ink Technologie, mit dem bis zu 64 Farben, in einer Auflösung von 144 x 168 Punkten dargestellt werden können. Das Display stammt von JDI und ähnelt dem, welches z.B. auch Garmin in seinem Forerunner einsetzt.
Die Größe des Displays hat sich gegenüber dem Vorgänger nicht verändert und bleibt mit 1,25 inch relativ klein, was ein Zugeständnis an die geringe Baugröße ist. Der große Vorteil dabei: Das Display benötigt so gut wie keine Energie und kann somit permanent betrieben werden, muss also nicht, wie bei den vom Wettbewerb zumeist verwendeten AMOLED oder OLED-Displays, aus Gründen des Energiehaushalts, bei Nichtgebrauch abgeschaltet werden.
Bild: Pebble Time mit der Fitnessapplikation UP for Pebble von Jawbone und Anzeige der Uhrzeit
Pebble möchte ob der geringen Größe des Displays aber auch keinen Ersatz für das Smartphone bewerben. Wer Texte und Grafiken halbwegs ermüdungsfrei studieren möchte, greift ohnehin zum Smartphone mit HD-Auflösung und 5 oder 5.5 inch Displaygröße. Für kurze Nachrichten und zur Darstellung von Symbolen reicht die von Pebble gewählte Größe also allemal aus.
Das Gorilla Glas wurde zusätzlich mit einem Coating versehen, welches einen nahezu uneingeschränkten Einblick aus allen Richtungen und Betrachtungswinkeln ermöglicht und die Spiegelungen deutlich reduziert. Nach dem Einschalten der Pebble Time wird der Unterschied sofort erkennbar. Nicht nur die Farbigkeit des Displays, auch die schärfere Abbildung von Texten und Symbolen fällt positiv auf. Die Ablesbarkeit ist gut bis sehr gut. Die Entspiegelung macht sich positiv bemerkbar.
Hier wird deutlich, dass die Kritikpunkte aus der ersten Generation sehr aufmerksam aufgenommen und bei der Entwicklung des Nachfolgemodells umgesetzt wurden.
Auf das Smartphone ist nun eine eigens auf die Pebble Time adaptierte App herunterzuladen. Nahezu einzigartig macht die Pebble, dass sie sowohl mit Apples iPhone – die entsprechende iOS App wurde von Apple mittlerweile freigegeben – und Googles Android kommuniziert. Das ist sicher ein USP (Unique Selling Point, Alleinstellungsmerkmal). Wo Android Wear eben mit Android spielt und die Apple Watch eben mit Apple, beherrscht die Pebble beide Plattformen. Und künftig soll wohl auch Microsoft noch dazukommen.
Die weitere Inbetriebnahme läuft dann ähnlich der Vorgängermodelle gewohnt einfach und intuitiv ab. Das Firmwareupdate läuft automatisch ab, einige wichtige Applikationen und Watchfaces sind vorinstalliert, andere können nach Belieben und zu Tausenden aus dem Pebble eigenen Appstore und zahlreiche auch im PlayStore von Google heruntergeladen werden.
Bild: Pebble Time mit der App „Glance for Pebble“
Beeindruckend auch, dass Umsteiger von Pebble Classic oder Pebble Steel auf die Pebble Time nicht viel machen müssen. Die für die Classic oder Steel bereits heruntergeladenen und installierten Apps sind auch für die Pebble Time sofort verfügbar und installieren sich mitsamt den gewählten Einstellungen, egal oder Watchface oder Funktionsapp, wie z.B. Glance oder UP for Pebble. D.h. bereits nach nur wenigen Minuten Einrichtungsdauer kann´s losgehen und vieles ist vom Start weg wie gewohnt.
Bild: Pebble Time im Timeline Modus
Aber einiges ist dann eben doch neu, z.B. die Timeline. Daher kommt auch der Name Pebble Time. Die Pebble Time mutiert tatsächlich zu so etwas wie dem ständigen Begleiter. Über die Timeline sind stets alle vergangenen, aktuellen und zukünftigen Termine und ToDos auf Tastendruck und einen Blick sichtbar.
Apropos Tastendruck. Pebble bleibt hier der Drucktastensteuerung treu. Bewusst kein Touch-Display! Wäre bei dieser Displaygröße auch ziemlich schwierig zu bedienen. Zarte Damenfinger vielleicht schon, etwas größere Fingerkuppen von den Herren der Schöpfung wohl eher nicht. Da sind Tasten keine schlechte Lösung. Egal ob der Finger klein oder groß, gerade trocken oder feucht ist, eine Taste funktioniert immer.
Je eine Auf und Ab Taste, eine mittig angeordnete Taste zum Quittieren und auf der Gegenseite eine Zurücktaste zur Menüsteuerung. Das war es dann auch schon und das Navigieren durch die Menüs ist kein Problem.
Als Eingabemedium kann bei der Time nun aber auch Sprache dienen. Die Watch ist mit einem Mikrofon versehen, welches Sprachbefehle an das Smartphone überträgt.
Bild: Rückseite der Pebble Time. Leider nur bis 30m wasserdicht, zum Schwimmen also wohl eher nicht geeignet. Das Vorgängermodell konnte 50m und war tatsächlich auch wasserdicht.
Das Aufladen erfolgt wie gehabt durch einen magnetischen Ladestecker. Die Kontakte dazu sind aber nicht wie bisher an der Seite, sondern rückwärtig angebracht. Das führt auch dazu, dass der Gehäuseboden nicht mehr geöffnet werden kann, das Modul mit Display also von oben eingesetzt werden muss. Die Lünette dürfte mit dem Gehäuse wohl verclipst, verklebt oder verschweißt sein. Leider kann das Ladekabel der Vorgängermodelle nicht verwendet werden; ein klarer Minuspunkt!
Obgleich der Akku aus dem Hause Samsung SDI nur über eine Kapazität von 150mAh besitzt, soll die Laufzeit laut Pebble wieder rund eine Woche betragen Das werden die nächsten Tage im praktischen Betrieb noch zeigen müssen. Auch hier machen sich die Anstrengungen bezahlt, ein eigenes, extrem auf Energieeffizienz getrimmtes Betriebssystem, im Zusammenspiel mit einem E-Paper Display, als Technologiebasis geschaffen zu haben. Auch das ist bislang ein Alleinstellungsmerkmal. Da haben weder Apple noch Google mit Android Wear auch nur annähernd etwas entgegen zu setzen. Diese Systeme sind alle sehr mächtig und beanspruchen die gesamte Hardware entsprechend stark.
Wir sind nun gespannt, wie sich die Pebble Time im Alltag verhält und werden zu gegebener Zeit weiter darüber berichten. Der erste Eindruck ist auf jeden Fall positiv und vielversprechend. Die Fan-Gemeinde kann sich schon jetzt freuen.
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