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Die Wettbewerbshüter befassen sich mit der Ersatzteilpolitik einiger Schweizer Konzerne
Die Wettbewerbshüter befassen sich mit der Ersatzteilpolitik einiger Schweizer Konzerne

Die Wettbewerbshüter befassen sich mit der Ersatzteilpolitik einiger Schweizer Konzerne

Wer eine teure Schweizer Uhr sein Eigen nennt und diese bereits ein paar Jahre in Gebrauch hat, um sie dann irgendwann dem fälligen Service zu unterziehen oder zwischendurch eine Reparatur benötigt, weil beispielsweise das Glas beschädigt ist, oder eine Dichtung erneuert werden müsste, kann ein Lied singen.

Welches Lied? Nun, das Lied des erlauchten Kunden einer Uhr, die häufig von einem der Schweizer Großkonzerne, wie Swatch Group oder Richemont stammt. Genau jene Marken, die unter dem Dach der genannten Konzerne versammelt sind, aber auch zahlreiche andere, wie Rolex oder Breitling, liefern seit geraumer Zeit keine Ersatzteile mehr an freie Uhrmacher.

Dort, wo früher der Gang zum Uhrmacher des Vertrauens genügte, um ein beschädigtes Glas, eine defekte Dichtung oder die verformte Aufzugswelle rasch, kostengünstig und unbürokratisch, und vor allem ohne lange Wartezeiten, ersetzt zu bekommen, hilft jetzt nur die Einsendung der Uhr an ein vom Hersteller zertifiziertes Reparaturcenter.

Die Hersteller argumentieren damit, die Uhren seien mittlerweile so komplex, dass der “normale” Uhrmacher vor Ort überfordert sei, bzw. das erforderliche Spezialwerkzeug oftmals nicht zur Verfügung hätte, welches erforderlich sei, um ein bestimmtes Baumuster oder Modell einem Service zu unterziehen.

Diese durch die Hersteller speziell verordneten Dienste am Kunden haben natürlich ihren Preis. Denn zumeist wird nicht nur die Dichtung gewechselt oder das Glas getauscht, nein, dem Kunden wird in aller Regel eine Vollrevision mit mehrwöchiger Wartezeit verkauft.

Ein absolutes Unding! Für jedes andere High-Tech Produkt müssen Hersteller – das ist gesetzlich geregelt – Ersatzteile an jedermann verkaufen. Also, sollte jemand Ambitionen verspüren, an seinem Porsche 911 die Kupplung selbst zu wechseln, bitte, dann kann er das tun. Das Ersatzteil verkauft ihm Porsche ohne Murren.

Nur in der Uhrenindustrie geht das nicht, weil angeblich die erforderliche Kompetenz vor Ort, so argumentieren die Hersteller, nicht mehr gegeben sei.

Selbst eine Eingabe bei den EU Wettbewerbshütern in Brüssel führte zu keiner Veränderung der Situation. Die Damen und Herren in Brüssel sind der Meinung, dass dieses Thema nicht von größerem öffentlichen Interesse wäre. So kann man das natürlich auch sehen. Eine Rolex oder eine Lange & Söhne hat schließlich nicht jeder am Handgelenk. Mit Verlaub, einen Porsche 911 fährt aber auch nicht jeder! Wo ist dann hier der Unterschied?

Nun hat ein bedeutsamer Großhändler im Vereinigten Königreich Klage gegen die Swatch Group und ihre Ersatzteilpolitik eingereicht und insofern bereits einen Teilerfolg erzielt, als das Thema nicht, wie von der Swatch Group beantragt, in der Schweiz verhandelt wird, sondern in London. Ein Schweizer Gericht hat die Beschwerde der Swatch Group abgewiesen. Und in London weht den Damen und Herren der Swatch Group vermutlich eine ziemlich steife Brise ins Gesicht.

Aber dessen nicht genug. Nun scheint auch die Schweizer Wettbewerbsbehörde “Weko” aufgewacht zu sein, nachdem die Beschwerden immer lauter werden. Die Weko, so wurde bekannt, erwägt eine Untersuchung einzuleiten, wegen restriktiver Lieferungen für Ersatzteile der Uhrenhersteller an unabhängige Uhrmacher. Es seien vielfach Klagen von Uhrmachern eingegangen, die keinen Zugang mehr zu Ersatzteilen haben, führte der stellvertretende Weko-Direktor Patrik Ducrey aus und bestätigte damit einen Bericht der Agentur Reuters.

Auch zahlreiche Kunden hätten sich beklagt, dass sie ihre Uhren nicht mehr dort reparieren lassen könnten, wo sie das in der Vergangenheit hätten tun können.

Die Entscheidung darüber, ob eine Untersuchung eröffnet wird, sei in Kürze zu erwarten.

Damit wächst zunehmend der Druck auf die Hersteller, diese primär der Profitmaximierung dienende Politik endlich zu beenden und letztlich wieder zu einer kundenorientierten Geschäftspraxis zurückzukehren.

 

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