Der 01. Januar 2016 rückt allmählich näher. Jener Tag nämlich, ab dem die Swatch Group Ersatzteile nicht mehr frei verkauft, sondern nur noch an eigens zertifizierte Händler oder Reparaturzentren.
Dies hat zur Folge, dass der normale Uhrmacher oder Einzelhändler, der nicht markengebunden tätig ist und bleiben will, künftig keine Ersatz- oder Veschleißteile mehr erhält, die für den qualifizierten Service einer Uhr erforderlich sind. Auch Großhändler, welche bislang mit Teilen versorgt wurden und diese dann dem Einzelhandel zur Verfügung stellen konnten, gehen künftig leer aus. Diese aus unserer Sicht marktbeherrschende Stellung wurde auch von den Kartellbehörden bereits untersucht. Allerdings wurden die Bemühungen aufgrund des nicht vorhandenen öffentlichen Interesses eingestellt.
Nun macht der bekannte englische Blog ´Watch Guy´ Druck und ruft alle Kunden zum Boykott von Produkten der Swatch Group auf. Im aktuellen Blogbeitrag ist eine Schwarzliste aller Marken hinterlegt, die der Käufer künftig meiden sollte. Zur Begründung gibt Watch Guy an, dass die Swatch Group mit dieser Maßnahme nicht nur dem Einzelhandel und den freien Uhrmachern Schaden zufügen wird, sondern primär der Kunde die Rechnung bezahlen wird, der künftig mit deutlich höheren Reparaturpreisen wird rechnen müssen. Schließlich wird der Wettbewerb durch die genannten Restriktionen zumindest deutlich eingeschränkt.
Wir halten dies für einen durchaus bemerkenswerten Vorgang. Die Kraft der Medien und insbesondere der Social Medias sollte hierbei nicht unterschätzt werden. Vielleicht wäre es an der Zeit, dass die Swatch Group ihre Entscheidungen gelegentlich nochmals überprüft.
Die Swatch Group steht mit dieser Kritik allerdings nicht alleine, sondern folgt eigentlich nur dem Beispiel von LVMH, Richemont und Rolex, die eine ähnliche Politik bereits seit Jahren betreiben, ohne dass dies dem Geschäftsergebnis bislang nachweislich geschadet hätte.
Stellen Sie sich vor, Sie würden für Ihr liebstes Stück, Ihr Auto, auch keine Ersatzteile mehr erhalten, sondern müssten für jede Kleinigkeit eine teure Vertragswerkstatt aufsuchen, also nicht mal eben den Scheibenwischer oder die Glühlampe auch sonntags an der Tankstelle getauscht bekommen. Undenkbar! Dem hat die EU-Kommission bereits vor Jahren mit drakonischen Strafen einen Riegel vorgeschoben. Ersatzteile für Fahrzeuge müssen frei verkäuflich sein.
Nur die Uhrenindustrie kann sich so eine Vorgehensweise offensichtlich (noch) erlauben. Insofern ist der Aufruf von Watch Guy an die Kunden durchaus verständlich.
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