Heute wurden vom Schweizer Zoll die kummulierten Ausfuhren an Uhren aus Schweizer Produktion für den Monat April veröffentlicht.
Es klingt schon fast wie bei der Interpretation der jüngsten Wahlergebnisse. Die Resultate sind mau und alles andere als zufriedenstellend, dennoch geben sich alle frohgemut und die Verbände finden auch prompt Erklärungen für den aktuellen Zustand, der so schlecht ja gar nicht sei und im übrigen, doch über den Erwartungen liegen würde.
Aber wie lauten denn die konkreten Erwartungen? Dass es noch schlechter läuft? Die viel interessantere Frage wäre doch, was die Branche zu tun gedenkt, um sich gegen den Trend zu stemmen?
Zurück zu den Fakten: Allein hochwertige Uhren im obersten Preissegment, vorzugsweise aus Edelmetall- bzw. in Bimetallausführung, retten das Ergebnis vom April 2019 einigermaßen, wohingegen alle anderen Preisklassen und Materialien mehr oder weniger starke Rückgänge verzeichnen.
Rein mengenmäßig betrachtet, beträgt der Rückgang 17,1%. Das heißt ein Abschmelzen des Produktionsvolumens um 330.000 Einheiten in nur einem Monat. Ein Negativtrend, der bereits seit gut 6 Monaten in dieser Höhe zu beklagen ist.
Die Preissegmente unter 3000 Franken (Exportpreis) verzeichnen starke bis extrem starke Rückgänge. Die Zahl der ausgelieferten Uhren mit Preisen unter 200 Franken (Exportpreis) ging gar um mehr als 23% zurück.
Länder | Mio. CHF | Veränderung in % |
Hong Kong | 251,2 | -3,90% |
USA | 205,5 | 16,80% |
Japan | 137,7 | 21,20% |
China | 131,1 | -5,50% |
Singapur | 104,4 | 18,80% |
Deutschland | 102,8 | 1,60% |
Vereinigtes Königreich | 100,7 | 7,20% |
Frankreich | 84,5 | 0,10% |
Italien | 82,8 | -8,90% |
Süd Korea | 79,8 | 3,30% |
Die Ergebnisse für April waren in verschiedenen Märkten unterschiedlich. Die negative Veränderung der Exporte nach Hongkong (-3,9%) verstärkte die ab Ende 2018 einsetzende Wachstumsverlangsamung.
In den Vereinigten Staaten (+ 16,8%) verlief der Trend erfreulicherweise stark gegenläufig. Auch Japan (+ 21,2%) verzeichnet nach einer langen Flaute nun den vierten Monat in Folge ein ausgeprägtes Wachstum, während China (-5,5%) weiter an Boden verliert. Japan hat China als Exportmarkt nun wieder überholt. Auch Singapur stützte mit einem Wachstum von + 18,8% den Absatz. Die Situation in Europa war, wie schon in den Monaten zuvor, uneinheitlich. In Deutschland konnte mit +1,6% ein leichtes, in England sogar ein deutliches Plus (+7,2%) ausgemacht werden. Die starken Einbrüche in Italien (-8,9%) und Spanien (-18,8%) führen in Summe dann doch zu einem Verlust von -4,3%.
Vielleicht wäre es an der Zeit, dass sich so manch großer und auf hohe Stückzahlen programmierter Uhrenhersteller die Frage stellt, ob er sich nicht, ähnlich der einst großen Volksparteien, in einem ähnlichen Dilemma befindet und mit seinem Produkt und seiner Ausrichtung bestimmte Käufergruppen einfach nicht mehr erreicht. Die schlechten Nachrichten, die uns vergangene Woche von der Fossil-Group erreicht haben, dürften somit erst der Beginn einer umfassenden Neuordnung sein.