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Zu Besuch im Atelier von Stefan KUDOKE
Zu Besuch im Atelier von Stefan KUDOKE

Zu Besuch im Atelier von Stefan KUDOKE

Nach mehreren Anläufen ergab sich für uns die Gelegenheit den Uhrmacher und – so wie wir meinen – auch Künstler Stefan Kudoke in seinem Atelier zu besuchen.

Schon vor einigen Jahren lernten wir Stefan Kudoke, anlässlich der Uhren und Schmuck-Messe in Basel, kennen.

 

 

 

Stefan Kudoke lernte das Uhrmacherhandwerk bei zwei erfahrenen Uhrmachermeistern, die ihn lehrten, die Welt mechanischer Uhren zu verstehen und zu lieben. Seine Ausbildung schloss er als Landessieger von Brandenburg ab, wodurch er als Stipendiat ins Bundesbegabtenförderprogramm aufgenommen wurde. Anschließend belegte er beim Bundeswettbewerb der Handwerksjugend im Uhrmacherhandwerk aufgrund seiner guten Ausbildung den 3. Platz. Seine Meisterprüfung legte er bereits mit nur 22 Jahren ab.

Mit diesen Auszeichnungen wurde er zunächst für „Glashütte Original“ tätig. Dort verfeinerte er seine Fertigkeiten im Atelier für Komplikationen und Prototypenbau. In New York arbeitete er schließlich im Service für die Marken “Breguet”, “Blancpain” und “Omega”.
Dann entschloss sich der rührige Uhrmachermeister, dem Uhrmacherhandwerk auf Zeit den Rücken zu kehren und studierte kurzerhand Betriebswirtschaft.

Mit einem gehörigen Maß an betriebswirtschaftlichen Sachverstand im Gepäck skelettiert und graviert er heute Uhren in kleinteiliger Handarbeit. Auf der Baselworld präsentierte uns der sympathische Uhrmachermeister bereits 2011 erstmals seine Kunstwerke.
Viel Zeit, Perfektion im Detail und Kreativität machen jede seiner selbst entworfenen Uhren zu einem Unikat und letztlich zu einem einzigartigen Kunstwerk.

Wir hatten bei unseren Besuch die Gelegenheit, die einzelnen Arbeitsschritte, vom in Einzelteile zerlegten Uhrwerk bis hin zu einer echten Kudoke-Uhr kennenzulernen.

 

 

Phantasie, ein Blatt Papier, Bleistifte und Buntstifte…..so ist der Beginn einer jeden Kudoke Uhr.
Abhängig vom Uhrwerkstyp (die Basis ist meistens ein ETA/Unitas 6498) entwickelt Stefan Kudoke einen Entwurf; und hier hat der Kunde die Möglichkeit, seine ganz individuellen Wünsche einzubringen. Häufig werden (Familien-) Wappen oder Darstellungen aus der Tierwelt (z.B. Löwenkopf oder Oktopus) gewünscht und von Stefan Kudoke umgesetzt.

 

 

Die aktuellen Kreationen gehen jedoch einen Schritt weiter und stellen z.B einen Totenkopf und menschliche Gebeine dar. Stefan Kudoke hat dieser Schöpfung auch auch einen Titel gegeben: „Die wahre Skelettuhr“.

Er skizziert grundsätzlich per Hand, wo und wie skelettiert und graviert wird, die natürliche Grenze der Phantasie setzt hier nur die Stabilität des Uhrwerks. Der Computer kommt dabei so gut wie nicht zum Einsatz.

Auf dem komplett zerlegten Uhrwerk wird der Entwurf dann detailgetreu übertragen und angerissen. Nach Entwurfsvorlage werden in die Platinen, Brücken und Kloben winzig kleine Löcher gebohrt.

 

Im Bild: Noch rohe und bereits teilskelettierte Brücken und Kloben

 

Im Bild: Die einzelnen Bearbeitungsstufen einer zu skelettierenden Werksplatine

 

Und jetzt ist wirkliches handwerkliches Geschick und Können gefragt, dies beginnt bereits mit dem Einspannen des feinen Sägeblattes durch eben diese Löcher, denn nun wird, mit Hilfe einer sehr feinen Säge, präzise und mit ganz ruhiger und geübter Hand skelettiert.

 

 

 

Im Bild: Die Grundplatine eines ETA 6498 mit ersten ausgesägten Fenstern im Bereich des Federhauses

 

Wir schauten Stefan Kudoke über die Schulter, bei Ihm sah es vergleichsweise einfach aus, als wir aber selbst Hand anlegten und zur Säge griffen, stellten wir fest, welche Herausforderungen diese Arbeit tatsächlich birgt. Einmal daneben und das Werkstück ist unbrauchbar. Ein ungewolltes Reißen des feinen Sägeblattes ist hier noch das geringste Übel.

 

Im Bild: Der Meister mit seinem “Lehrling” vom DEUTSCHEN UHRENPORTAL

 

 

Der nächste Arbeitsschritt hat es noch mehr in sich, denn nun werden alle Teile, bzw. das ganze Uhrwerk von Hand in die endgültige Form gefeilt und Zierschliffe aufgebracht.

 

 

Alle Kanten werden mehrmals mit einem Miniaturfräser angeschrägt und anschließend poliert. So entsteht die sogenannte Anglierung, die dem Werk die nötige Wertigkeit und Optik verleiht.

 

 

 

Dieser Arbeitsschritt ist sehr zeitintensiv, muss in meherern Einzelschritten mit verschiedenen Polierstiften erfolgen und bedarf einer routinierten Hand. Wird eine Kante zu stark abgetragen, ein Zierschliff zu tief eingebracht, die ganze Arbeit war umsonst!

 

 

Im Bild: Links ein bereits skelettiertes Federhaus mit anglierten und polierten Kanten, rechts im skelettierten, jedoch noch nicht finissierten Zustand

 

Haben die Uhrwerksplatine und alle anderen Einzelteile ihre endgültige Form erreicht, werden unter dem Mikroskop die gewünschten Gravuren von Hand ins Material eingebracht.

 

 

Jede Uhr wird so zu einem unverwechselbaren und einzigartigen Kunstwerk.
Im nächsten Arbeitsschritt werden die zuvor entfernten Schrauben des Uhrwerks traditionell veredelt, indem sie von Hand geschliffen und poliert und über der offenen Flamme gebläut werden.

 

 

 

Bei verschiedenen Modellen werden zudem auch die Zeiger in aufwändiger Handarbeit selbst hergestellt. Diese werden zunächst aus Vollmaterial ausgesägt, gefeilt, poliert und fallweise thermisch gebläut. Zum Teil erhalten die Zeiger auch eine zum Motiv der Uhr passende Form und Gravur. Hier muss mit einer Genauigkeit im Mikrometerbereich gearbeitet werden.

 

 

Bevor das Uhrwerk zusammengesetzt wird, erhalten die einzelnen Teile noch eine zum Teil in mehreren Schritten aufzubringende, sehr aufwendige galvanische Oberflächenbeschichtung.

 

 

Farbeffekte, welche mittels der verschiedenen Schichten von Rhodium , Silber oder Gold, bei gleichzeitigem Abdecken einzelner, zum Teil kleinster Bezirke entstehen, geben dem Uhrwerk durch die Mehrfarbigkeit eine ganz besondere ästhetische Note.

 

Im Bild: Fertig veredelte und verschieden farbig galvanisierte Werkplatine. Schlicht und ergreifend ein Kunstwerk!

 

Beim Rundgang durch das Atelier verspürte man, mit welcher Leidenschaft Stefan Kudoke sich seiner Arbeit widmet und wie viel Liebe im Detail steckt. Aber nicht nur das „künstlerische“ beherrscht Stefan Kudoke perfekt, er ist auch Tüftler und Konstrukteur.

 

Im Bild. Umbau eines ETA 2801 (Handaufzugsversion des bekannten Kaliber ETA 2824) auf Dreiviertelplatine (links im Bild)

 

Es kann auf Kundenwunsch schon vorkommen, dass er ein Uhrwerk mal eben komplett umbaut, ein konventionelles Serienkaliber (siehe Bild oben) mit einer Dreiviertelplatine versieht, oder eine Funktion umgestaltet und zum Beispiel aus einer einfachen Drei-Zeiger-Uhr einen Regulateur werden lässt, oder, oder……

 

 

Um solche Arbeiten ausführen zu können, hat Stefan Kudoke in seinem Atelier eine Vielzahl zum Teil alter, aber immer noch hochpräzise arbeitender Werkzeugmaschinen stehen, mit denen auf den tausendstel Millimeter genau gebohrt, gedreht und gefräst werden kann, um eben jene Einzelteile anzufertigen, die er für die Umbauten benötigt. Das ist wahrliches Uhrmacherhandwerk.

 


Bild: KudOkTourbi (KUDOKE trifft auf Habring²)

 

Der Nachmittag im Atelier von Stefan Kudoke beeindruckte uns nachhaltig. Uhrmacherkunst – die Betonung liegt auf Kunst – vom Allerfeinsten!
Wieviel Überlegung, Perfektion und Liebe zum Detail Stefan Kudoke in jede seiner Schöpfungen steckt, begeisterte uns.

Unsere Hochachtung an diese künstlerisch beeindruckenden, handwerklichen und uhrmacherischen Höchstleistungen!

 

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