Nachdem wir im ersten Teil des Berichtes zur Munichtime 2015 ausführlich über bedeutende deutsche Uhrenhersteller berichtet haben, begeben wir uns im zweiten Teil auf Besuch zu einigen bekannten, aber auch weniger bekannten Schweizer Herstellern.
Zunächst finden wir uns zur Präsentation von TAG Heuer in einem der oberen Stockwerke des Bayerischen Hofs ein. Das neue Modell aus der Carrera Serie, die Lady Special Edition Cara Delevingne, wird einem ausgesuchten Publikum präsentiert. Unter dem Motto “Kera zeichnet Cara” hat die bekannte deutsche Modeillustratorin Kera Till stellvertretend für die Welt von TAG Heuer Motive von der Markenbotschafterin Cara Delevingne und der neuen Damenuhr Carrera Lady Special Edition Cara Delevingne live gezeichnet. Getreu dem Motto: “Don´t crack under Pressure”.
Am 09.11.2015 stellte TAG Heuer die erste echte Smartwatch eines Luxusuhrenherstellers in New York der Weltpresse vor. Auf der kurz zuvor stattfindenden Munichtime war davon noch nichts zu erfahren. Dafür hat Mont Blanc nun das e-Strap genannte elektronische Armband serien- und marktreif. Der interessierte Kunde konnte sich am Stand von Mont Blanc dazu informieren.
Der Weg von Mont Blanc ist dabei ein gänzlich anderer, als der von manch anderem. Nicht die hochwertige mechanische Uhr wird durch einen Minicomputer am Handgelenk ersetzt; nein, vielmehr ist das Zusatzteil, in Form des e-Strap, eine sinnvolle Ergänzung, die auf der Unterseite des Handgelenks getragen wird, dort wo normalerweise die Schließe sitzt. Diese wandert jetzt zur Seite, damit die Elektronik auf´s Band geschoben werden kann. Oben, also in gewohnter Position verbleibt die mechanische Uhr, z.B. die neue Mont Blanc Time Walker und unten am Handgelenk, die Elektronik. Diese übermittelt dann per Vibration und kleinem Display wichtige Meldungen vom Smartphone ans Handgelenk.
Die smarte Elektronik ist dabei ausgesprochen kompakt gehalten und wird in einer Spange aus Edelstahl gehalten. Zum Aufladen per Mini USB-Buchse müssen Gehäuse und Spange allerdings voneinander getrennt werden, was etwas Geschick erfordert.
Der Tragekomfort ist jedoch überraschend gut. Das OLED-Display (128 x 36 Pixel) ist einfarbig und einzeilig ausgeführt und soll nur zum Anlesen von Nachrichten dienen. Die Funktionalität muss sich in der Praxis beweisen, jedoch sind die von Mont Blanc implementierten Funktionen (z.B. Empfangen von Mitteilungen/Nachrichten, Vibrationsalarm, Activity-Tracker, etc. …) vielversprechend und nützlich.
Mont Blanc ist in Sachen Connectivity unter den Schweizer Uhrmachern jedoch nicht alleine. Bereits zur Baselworld wurde von Frederique Constant die neue, Horological Smartwatch genannte, intelligente Uhr vorgestellt. Frederique Constant geht dabei einen völlig anderen, nicht weniger interessanten Weg. Die Connected Watch sieht auf den ersten Blick wie eine ganz konventionelle Analoguhr aus. Neben dem Quartzwerk zur Zeitanzeige ist jedoch ein Activity-Tracker integriert, der die tägliche Bewegung erfasst und auf einer Skala zur Anzeige bringt. Zudem ist die Zeitanzeige mit dem Smartphone gekoppelt, somit werden Zeitanpassungen z.B. von Zeitzonen oder die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit sofort auf die Uhr übertragen.
Bei IWC erwartet den Besucher ein breites Potpourri bekannter und auch neuer Modelle. Dazu zählen allen voran die klassischen Fliegeruhren, aber auch die legendäre Ingenieur-Serie, die IWC berühmt gemacht hat.
IWC denkt aber nicht mehr nur an die Männer der Schöpfung, sondern versucht, mit Modellen aus der fein gezeichneten Portofino Serie, die Begeisterung und das Interesse auch vermehrt bei der Damenwelt zu wecken. Mit den vorgestellten Modellen könnte das tatsächlich gelingen.
Bei Vacheron-Constantin gab es traditionelle Uhrmacherkunst auf allerhöchstem Niveau zu bewundern. Wie jedes Jahr, kann der Besucher einem Uhrmachermeister über die Schulter sehen, wie er ein feines Automatik-Kaliber in seine Einzelteile zerlegt und wieder zusammensetzt.
Das Portfolio von Vacheron-Constantin ist breit aufgespannt. Von der hochkarätigen Schmuckuhr über die elegante und zeitlose Anzuguhr bis hin zur Sportuhr.
Bezeichnenderweise gehört das Sportmodell Overseas zu einer Familie von Uhren, deren Design bereits Mitte der 1970er Jahren der begnadete Uhrendesigner Gerald Genta entworfen hatte. Dazu zählten auch die Royal Oak von Audemars Piguet, die Ingenieur von IWC und die Nautilus von Patek Philippe. Aber auch in Sachen uhrmacherischer Leistungen hat Vacheron-Constantin so ziemlich alles zu bieten, was den Schweizer Uhrenbau so berühmt gemacht hat.
Jaeger-Le-Coultre (JLC), gleich am Stand gegenüber, und ebenfalls Mitglied der Groupe Richemont, hat eine Vielfalt an hauseigenen Uhrwerken, wie kaum ein anderer Hersteller. Da JLC aber nicht nur die eigene Kollektion mit Manufakturwerken ausstattet, sondern auch heute noch andere Top-Hersteller mit Werken bzw. Werkebestandteilen beliefert, kommt JLC unter den Schweizer Uhrenmanufakturen eine fast einzigartige Bedeutung zu.
Zu den legendären Modellen des Hauses gehören natürlich die Reverso
oder auch die Memovox.
Aber auch Besonderheiten sind bei JLC immer wieder anzutreffen, wie z.B. die einzigartige Master Calendar Meteorite, bei der das Zifferblatt aus einer dünn geschliffenen Schicht von Meteoritengestein gefertigt wird.
Eine uhrmacherische Höchstleistung, die ihresgleichen sucht, ist sicher das Gyrotourbillon.
Begeben wir uns zum nächsten Stand außergewöhnlicher Uhren und halten inne bei Greubel Forsey. Eine hochklassige Manufaktur, die nur wenige Tage vor der Munichtime in Genf für ihr 24-Sekunden Tourbillon eine der begehrten Auszeichnungen des Grand Prix d’Horlogerie de Genève erhielt.
Eine unglaubliche Faszination geht aber auch von dem schlicht und einfach GMT genannten Modell aus. Bei dieser rund einer halben Million EURO teuren Uhr sticht die sich drehende Erdkugel ins Auge. Auf diese Weise kann der Betrachter auf einen Blick die Regionen der Erde den außen liegenden Stundenzahlen zuordnen. Wer genauere Angaben braucht, dreht die Uhr um. Auf der Gehäuseflanke befindet sich ein Fenster, das einen Blick auf den Äquator ermöglicht.
Zu dieser hochklassigen Kategorie der Uhrmacherkunst passt auch der dem AHCI angehörende, in Holland ansässige Meisteruhrmacher Christiaan van der Klaauw. Die von dieser Manufaktur gefertigten Astronomischen Uhren erhalten immer wieder Auszeichnungen und werden nur in kleinsten Stückzahlen von Hand gefertigt.
Zurück zu den mehr durch Design und Eleganz bestechenden Uhren. Piaget ist hierfür eine erste Adresse. Neben ausgesprochenen Schmuckuhren ist bei Piaget eine weitere Spezialität des Hauses, nämlich die ultraflachen Uhren, zu finden.
Bei der Altiplano (mittleres Bild) genannten , flachsten mechanischen Uhr der Welt, ist Piaget gar so weit gegangen, das Gehäuse als tragendes Element des Uhrwerks auszubilden.
Eine weitere Besonderheit stellt aber auch das ausgestellte Modell Limelight Twice dar; eine Uhr, die die anspruchsvolle Dame wahlweise sowohl mit der Vorder- als auch ihrer Rückseite tragen kann.
Eine Augenweide ganz besonderer Art ist das Stabwerk in den Uhren von Corum. Das ist Tradition, die erstmals 1980 – also zur Zeit der Quartzkrise – erstmals das Licht der Welt erblickt hat und seither nichts von ihrer Faszination verloren hat. Ganz im Gegenteil: Im Jahr 2011 gesellte sich zur Handaufzugsvariante, auch noch ein Modell mit automatischen Linearaufzug hinzu.
Bei der wiederauferstandenen, ältesten Uhrenmanufaktur der Schweiz, DuBois & fils, erzählte uns der CEO, Thomas Steinemann, von den Strategien und Konzepten der Firma. Mittels Crowdfunding sammelte Steinemann das erforderliche Kapital ein, um die Marke wieder auf die Beine zu bringen. Als Marketing-Profi, der bereits 1988 die amerikanische Uhrenmarke FOSSIL erfolgreich auf dem Schweizer Markt etablierte, wusste er um das Potential von Crowdfunding. “Die Idee, möglichst viele Leute mit einer Marke in Verbindung zu bringen, war mir wichtig. Das ist vielleicht noch wichtiger, als das Kapital zu finden“, sagt Thomas Steinemann.
Die Kollektion besteht aus jeweils streng limitierten Modellen. Die Werke bezieht DuBois & fils bei bekannten Schweizer Herstellern, oder verwendet gelegentlich – je nach Verfügbarkeit – auch ein historisches Werk.
Last, but not least besuchten wir die am Stand gegenüber ausstellende Firma Anonimo. Die Ursprünge dieses Anbieters gehen auf gemeinsame Wurzeln mit Panerai zurück. Das ist den ausgestellten Uhren auch unschwer anzumerken. Der frühere gemeinsame Stall in Italien lässt grüßen. Eine Besonderheit von Anonimo sind die bei einigen Modellen verbauten Gehäuse aus Bronze. Dieses Material ist, anders als Stahl, absolut resistent gegen Salzwasser und damit für häufige Tauchgänge im Meerwasser perfekt geeignet.
Nachdem der Besucher der Munichtime – und damit zumeist Uhrenfreund und -liebhaber – alle oder wenigstens einen Teil der gut 80 anwesenden Firmen besucht hat, ist beim ein oder anderen vielleicht der Punkt gekommen, sich näher für die Funktionsweise und das Innenleben einer mechanischen Uhr zu interessieren. Wünschen dieser Art kommt die Watch Academy nach. Boris Kuijper, Gründer und Inhaber von Watch Academy war über fast 30 Jahre als Uhrmachermeister, Lehrausbilder und zuletzt als Leiter des Internationalen Service für eine Reihe von Top-Marken aber auch ihrer Konzessionäre tätig.
Boris Kuijpers hat ein herausragendes und überzeugendes Konzept ausgearbeitet, dem Uhrenenthusiasten die Geheimnisse einer tickenden Uhr näher zu bringen. Dazu bietet die Watch Academy Seminare in der Schweiz, Österreich und Deutschland an. Es gibt fixe Termine, so z.B. in München in den Räumlichkeiten von Leinfelder Uhren und Schmuck, aber auch die Möglichkeit, individuelle Termine und Orte zu vereinbaren. Das mobile Schulungs-Konzept ist dabei so einzigartig, dass innerhalb kurzer Zeit alle erforderlichen Einrichtungen und Hilfsmittel mitgebracht, aufgebaut und bereitgestellt werden können. Lediglich die Räumlichkeiten sind zur Verfügung zu stellen.
Mithin also ein ideales Angebot für Seminare und Zusammenkünfte aller Art, ob als Ergänzung im Rahmen eines Führungskräftetrainings, oder der Konfliktbewältigung sowie allen Formen des Socializing. Zuletzt haben alle Teilnehmer das Erfolgserlebnis, die Präzision eines mechanischen Uhrwerks kennenzulernen und zum Leben zu erwecken. Da können die Seminarteilnehmer hinterher dann noch viel intensiver fachsimpeln und sich austauschen, als nach einer abgedroschenen Outdoorveranstaltung.
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