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November 2016: Der Abwärtstrend bei den Schweizer Uhrenexporten schwächt sich ab
November 2016: Der Abwärtstrend bei den Schweizer Uhrenexporten schwächt sich ab

November 2016: Der Abwärtstrend bei den Schweizer Uhrenexporten schwächt sich ab

Die Situation der Schweizer Uhrenexporte im November 2016

Der am 20.12.2016 veröffentlichte Bericht des Verbandes der Schweizer Uhrenindustrie (La Fédération de l’Horlogérie Suisse ) für den Monat November 2016 zeigt zwar eine Abschwächung des Abwärtstrends, sorgt aber mit – 5,6% noch keineswegs für die erhoffte Entspannung oder gar Erholung. Der seit nunmehr rund 2 Jahren in Folge anhaltende Rückgang der Exporte fällt im November u.a. auch deshalb etwas milder aus, da ein Arbeitstag mehr als im Vorjahr für höhere Umsätze sorgte und die Asymmetrie nur auf den ersten Blick zu einem scheinbar günstigeren Ergebnis führt.

In hohem Maße problematisch ist und bleibt auch der Absatz von Uhrwerken an Drittkunden. Geht das Volumen bei mechanischen Werken um gut 7% zurück, so reduziert sich die Nachfrage bei Quarzwerken gar um 30%!

Auf den einzelnen Märkten geht Hong Kong gegenüber USA wieder leicht in Führung. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass Hong Kong beginnt, sich zu stabilisieren, wohingegen die USA, trotz robuster Konjunktur, mit einem Rückgang von -18% unerwartet schlecht abschneiden. Gleiches gilt für Deutschland. Auch hierzulande hilft die gute Konjunktur nicht, den Absatz auf dem Uhrensektor zu stützen. Ein erneuter Rückgang um -8,7% ist alles andere als erfreulich. Ebenfalls konstant im Rückwärtsgang befinden sich die wichtigen Märkte Italien (-12%), Frankreich (-19%) und Japan (-15%).

Positive Signale kommen seit längerer Zeit erstmals wieder aus China (+7,9%) und trotz, oder gerade wegen Brexit erfolgreich unterwegs, seit vielen Monaten auch der Markt in Großbritannien (+6,5%).

 

Die Entwicklung der wichtigsten Absatzmärkte im November 2016

Die wichtigsten Länder (TOP Six) mit den größten Handelsvolumina reihen sich wie folgt auf.

 

Länder Mio. CHF Veränderung in % Anteil in %
Hong Kong 248,8 -0,7% 13,40%
USA 196,5 -18,0% 10,60%
Vereinigtes Königreich 129,2 +6,5% 7,00%
China 116,4 +7,9% 6,30%
Italien 112,9 -12,0% 6,10%
Deutschland 102,9 -8,7% 5,50%
Summe der 6 Länder 906,7 -5,6% 48,80%

 

Entwicklung auf den TOP 10 Absatzmärkten ab 2014

Zur besseren Übersicht schreiben wir eine Grafik fort, die die Entwicklung der Exporte auf den 10 wichtigsten Absatzmärkten in den Jahren 2014, 2015 und 2016 darstellt. Die Betrachtung bezieht sich jeweils auf den Vergleichszeitraum Januar – November der Jahre 2014, 2015 und 2016.

 

 

Der Zusammenbruch des überhitzten Marktes in Hong Kong seit 2014 ist in der Grafik gut zu erkennen. Damit positioniert sich der Markt Hong Kong nur noch ganz leicht vor dem gleichfalls rückläufigen Markt USA. Der einzige Markt, welcher sich, über den Betrachtungszeitraum gesehen, nachhaltig verbessern konnte, ist UK (Vereinigtes Königreich). Ansonsten dominiert auch in 2016 der Abwärtstrend.

 

Die Entwicklung des Absatzes in einzelnen Preisgruppen

Die Zahlen für November 2016 (alle Exportpreise in CHF) sind dadurch gekennzeichnet, dass teure Uhren aus Edelmetall abermals zu den großen Verlieren zählen und vor allem die Umsätze auf Talfahrt schickten. Da das Volumen bei hochpreisigen Uhren weniger stark einbrach, ergibt sich daraus das klare Indiz, dass zwar weiter, aber zunehmend preisbewußter gekauft wird. Der Kunde wird kritischer und ist nicht mehr bereit, jeden beliebigen Preis zu bezahlen. Einen starken Rückgang in Umsatz, wie auch Volumen, hat die Preisklasse 200 – 500 CHF erlitten.

 

 

Der Absatz von Uhren im mittleren Preissegment (500 – 3000 CHF) konnte sich hingegen weiter stabilisieren und zeigt im Vergleich zum Vorjahresmonat jetzt wieder eine erfreuliche Belebung.

 

 

Wie in der kumulierten Übersicht gut zu erkennen ist und bereits zuvor angesprochen wurde, sind die höchsten Umsatzeinbrüche in der Premiumklasse jenseits der 3000 CHF zu beklagen.

Sehen wir uns zum Vergleich die für den Export ausgelieferten Stückzahlen an, so ergibt sich folgendes Bild:

 

 

Der Betrachtungszeitraum hierbei ist, wie schon zuvor, Januar – November 2016, jeweils im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Beide Auswertungen zeigen, dass die beherrschenden Umsätzen zwar in der Preiskategorie jenseits der 3000 CHF eingefahren werden, die Uhren- und vor allem auch Zulieferindustrie jedoch eine hohe Stückzahlabhängigkeit in der Einstiegspreisklasse 0-200 CHF aufweist. Und gerade hier sind massive Rückgänge zu beklagen, was zu einer Minderauslastung von Fabrikationseinichtungen führt und die Deckung der Fixkosten negativ belastet.

Sehen wir uns abschließend noch den Quotienten aus Stückzahl und Umsatz an, so ergibt sich der durchschnittliche Exportpreis je Kategorie.

 

 

In diesem Schaubild wird einmal mehr deutlich, wie stark die Abhängigkeit der Schweizer Uhrenindustrie vom obersten Preissegment ist. Jedoch hat sich der durchschnittliche Preis je ausgelieferter Uhr in diesem Segment gegenüber dem Vorjahr um rund 5% reduziert. Der Kunde kauft preisbewußter; es muss nicht immer Gold sein, es darf auch wieder Edelstahl oder Bicolor sein. Das eben Gesagte gilt aber ganz besonders auch für die Preisklasse 200 – 500 CHF. Dort hat sich der durchschnittliche Exportpreis gar um 20% verringert.

 

Zusammenfassung und Einschätzung

Wir haben es weiterhin mit einer einer komplexen Gemengelage zu tun. Die Schweizer Uhrenindustrie lebt zwar nach wie vor recht komfortabel von ihren Oberklassemodellen, wenngleich die Käufer auch in diesem Produktsegment wählerischer und preisbewußter geworden sind.

Die Situation in den einzelnen Märkten ist nach wie vor volatil. So schwanken die Zahlen von Monat zu Monat zum Teil heftig, so dass letztlich nur kumulierte Werte eine belastbare Basis ergeben. Aus England kommen bereits seit vielen Monaten nachhaltig positive Signale. Inwieweit der bevorstehende Brexit die Situation unterstützt, darüber kann jedoch nur spekuliert werden.

Auch in China scheint die Trendwende vollzogen. Hier zieht die Nachfrage wieder leicht an und lässt Hoffnung aufkeimen. Hong Kong ist und bleibt das große Sorgenkind. Die Märkte Italien, Deutschland, Frankreich und Japan entwickeln sich ebenfalls schwach und höchst unbefriedigend.

Dramatisch ist der Einbruch bei den an Drittkunden ausgelieferten Quarzwerken. Das Minus beträgt, bezogen auf das Volumen, satte 30%. Einige Hersteller sind bereits dabei, sich von einfachen Standard-Quarzwerken mittelfristig zu verabschieden. Auch drängen zunehmend intelligente Uhren von Anbietern aus dem IT-Bereich in den Markt und stellen für die einfache Quarzuhr ein hohes Gefährdungspotenzial dar; der Wettbewerb wird härter und anspruchsvoller.

Stand 12/2016

 

Der Autor:

Herr Dipl.-Ing. (FH) Patrick Weigert ist als Geschäftsführer einer Unternehmensberatungsgesellschaft u.a. für die Automobil- und Luxusgüterindustrie tätig und beobachtet und analysiert als Mitbegründer und Gesellschafter beim Deutschen Uhrenportal die Entwicklungen und Trends auf dem Sektor für hochwertige Uhren und neue Technologien.

 

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