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Wie gut sind Uhren aus China bzw. aus chinesischer Produktion? Eine Fragestellung mit vielen Facetten
Wie gut sind Uhren aus China bzw. aus chinesischer Produktion? Eine Fragestellung mit vielen Facetten

Wie gut sind Uhren aus China bzw. aus chinesischer Produktion? Eine Fragestellung mit vielen Facetten

Wenn wir heute einen technischen Artikel erwerben, insbesondere ein elektrotechnisches Produkt, so steht häufig – bei manchen Produkten mittlerweile sogar fast ausnahmslos – zu lesen: „Made in China“.

Der absolute Klassiker sind die heute nahezu überall in Gebrauch befindlichen LED-Leuchtmittel. Völlig egal, was man kauft, auch bei klangvollen Markennamen, einst deutscher oder zumindest europäischer Provenienz, wie Osram, Philips oder Tungsram, selbst US-amerikanische Hersteller wie Sylvania oder General Electric, ausnahmslos alles kommt aus China.

Und wie steht es mit der Qualität? Zumindest bei jenen Produkten, die mit bekannten Markennamen gelabelt sind, zumeist gut bis sehr gut. Anders ist die Situation bei NoName Produkten. Da kann man Glück, oder auch Pech haben.

Werfen wir einen Blick auf die Smartphones. Nahezu jeder besitzt heute so ein Teil, weil es aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken ist. Und was steht auf dem Gehäuse? Ebenfalls sehr häufig „Made in China“. Das ist bei den sündteuren Geräten aus dem Hause Apple so, aber auch bei vielen anderen, eigentlich in Korea beheimateten Firmen, wie z.B. Samsung, der Fall. Und dann tauchen seit einigen Jahren immer häufiger auch bislang unbekannte Hersteller auf, die aber nicht als NoName betitelt werden können, weil sie tatsächlich unter diesem neuen eigenen Namen nicht nur zugekaufte Geräte wechselnder Hersteller vertreiben, sondern auch Entwicklung und z.T. sogar eigene Produktionsstätten besitzen.

Darunter fallen auch Firmen, die bislang überwiegend für andere bekannte Namen entwickelt und/oder produziert haben und sich das Management dann eines Tages einfach die Frage stellt, weshalb man eigentlich fortwährend nur am Tropf irgendwelcher Auftraggeber hängen sollte, weshalb nicht auch unter dem eigenem Namen den Markt erobern. Also ist vom Start-Up über den bisherigen Auftragsfertiger bis zum Markenhersteller mit eigener Produktionsstätte in China alles zu finden. Und all das wird überlagert von vielen NoName Produkten aus wechselnden, zumeist unbekannten Quellen, in sehr unterschiedlicher Qualität, die über Discounter, Großhändler und Warenhäuser in den Markt gepumpt werden.

Eine nicht gerade übersichtliche Gemengelage. „Made in China“ hat also auch heute noch sehr viele Gesichter.

Das findet gerade jetzt sehr öffentlichkeitswirksam seinen Niederschlag im Bereich der Automobilindustrie. In der Debatte über Sinn oder Unsinn der E-Mobilität kommen immer häufiger Fahrzeuge von chinesischen Herstellern vor. Denken wir rund 10 Jahre zurück, so waren Fahrzeuge aus China kaum der Erwähnung wert, allenfalls ihr katastrophales Abschneiden bei Crash-Tests. Der damalige Versuch, in den deutschen und europäischen Markt einzutreten, scheiterte krachend. Selbst das konkrete Vorhaben der neuen Marke “Qoros” mit einem Fahrzeug, welches vollständig in Europa entwickelt, dann aber in China produziert werden sollte, führte nicht zum Erfolg. Aber, die Chinesen lernen und zwar schnell. Sie haben auch kein Interesse mehr, immer weiter nur die verlängerte Werkbank für westliche Hersteller zu spielen, die in China unter günstigen Bedingungen nach ihren eigenen Spezifikationen und eigenem Namen fertigen lassen und dann das Fertigprodukt um ein Vielfaches des Herstellungspreises an die Endkunden in aller Welt verkaufen. Dieses Geschäftsmodell des Abschöpfens hoher Gewinne bei gleichzeitig geringem Aufwand und überschaubarem Risiko, neigt sich dem Ende zu.

Das Selbstbewusstsein der Chinesen nimmt zu und nun nehmen chinesische Hersteller das Heft selbst in die Hand. Sie kaufen sich seit einigen Jahren immer häufiger bei namhaften westlichen Firmen ein oder übernehmen diese vollständig. Beispiele wie der renommierte Roboterhersteller Kuka (Übernahme durch Midea), der Lampenhersteller Osram (Übernahme durch Ledvance) oder Volvo (Übernahme durch Geely) gibt es mittlerweile mehr als genug. Und die Effekte sind bekannt. Das Know-How und auch deren Patente, welche diese Firmen einst ganz oben auf die Liste der Weltmarktführer gebracht hatten, sind nun zu 100% in chinesischer Hand. Und China weiß gezielt und mittlerweile auch sehr professionell damit umzugehen.

Dieses neue Selbstbewusstsein findet für jedermann sichtbar auch bei der Fußball Europameisterschaft seinen Niederschlag. Wie an der Banden-Werbung unschwer zu erkennen ist, scheuen chinesische Unternehmen keinen Aufwand, sich aufwendig zu platzieren. Sei es die Firma Hisense, als weltweit zweitgrößter Hersteller von Fernsehgeräten oder BYD als mittlerweile größtem Hersteller von Automobilen mit elektrischem Antrieb. Weshalb ist nichts von Audi, BMW oder Mercedes zu finden?

Weshalb dieser ausführliche Vorspann; das Thema sollte sich doch eigentliche um Uhren drehen? Nun, bei Uhren ist die Sachlage zwar eine etwas andere, gleichzeitig in vielen Punkten aber doch wieder sehr ähnlich.

Die Verbindungen bei Uhren nach China sind (noch) anders gelagert. Chinesische Markenanbieter von höherwertigen Uhren wie z.B. Seagull, spielen in Europa bislang keine Rolle. Vielmehr wird über chinesische Produkte, und allen voran Uhrwerke, in der Branche vordergründig nach wie vor herablassend gesprochen und geurteilt. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass viele Mode-Labels einfache und billige Ware in China herstellen lassen, wohl wissend, dass diese Produkte, der Halbwertszeit der Mode folgend, keine lange Lebensdauer aufweisen müssen. Repariert wird ohnehin kaum, bestenfalls ausgetauscht, während der Garantiezeit.

Hinter den Kulissen sieht die Sachlage mittlerweile jedoch anders aus. Gerade im unteren und mittleren Preissegment gibt es aus Schweizer, oder auch deutscher Produktion kaum noch Uhren, die nicht massenweise mit zugekauften Komponenten aus China bestückt sind.

Allen voran Gehäuse und Stahlbänder, vermehrt aber auch Zifferblätter und Zeiger. Und selbst bei Uhrwerken sieht es zumindest danach aus, dass einige Hersteller mittlerweile größere Teilumfänge auch für „ihre“ Rohwerke in China fertigen lassen. Lediglich der Zusammenbau, die Endmontage und/oder das Einregulieren und die finale Qualitätskontrolle erfolgen dann in der Schweiz oder in Deutschland.

Einige Hersteller lassen ihre Uhren vollständig in China fertigen und bestücken diese zuweilen auch mit Uhrwerken aus lokaler Produktion. Andere werben dann damit, eben keine chinesischen, sondern japanische Werke beispielsweise solche von Seiko oder Miyota einzusetzen.

Die einfacheren Werke dieser japanischen Produzenten werden, schon aus Kostengründen, aber zumeist nicht mehr in Japan montiert, sondern in Malaysia oder eben auch China, jedoch in eigenen Produktionsstätten.

Und dann gibt es die ganz ungute Seite der Medaille, die heute weder bei Automobilen und kaum noch bei elektrotechnischen Erzeugnissen, sehr wohl aber bei Luxusartikeln aller Art eine Rolle spielt, das sind 1:1 Kopien von bekannten und begehrten Markenartikeln.

Das können Sportartikel bekannter Namen wie Adidas oder Nike sein, alle Arten von Textilen, aber auch Lederwaren von Louis Vuitton oder genauso Uhren von Rolex, Audemars Piguet oder Omega. Alles, was irgendwie begehrlich erscheint, wird kopiert und vermarktet. Und das geht (leider) immer professioneller vonstatten.

Waren es früher „lediglich“ das optische Erscheinungsbild, welches kopiert wurde, im Inneren sich dann aber ein billiges Uhrwerk befand, so werden mittlerweile selbst komplizierte Uhrwerke 1:1 kopiert und zwar in erstaunlicher Qualität, die selbst von Fachleuten oftmals nur bei sehr genauer Prüfung vom Original zu unterscheiden sind. Wer sich dazu ausführlicher informieren möchte, dem sei der Blog von Thomas Gronenthal empfohlen Herr Gronenthal befasst sich seit Jahren intensiv, wie kaum ein anderer, mit diesem dunklen Kapitel der Produktpiraterie in China. Link:  https://watchthusiast.de/category/plagiate-und-faelschungen/

Die Kehrseite dieses dunklen Kapitels ist aber auch, dass sich die chinesischen Ingenieure und Uhrmacher mittlerweile bis in kleinste Details in das Know-How moderner und z.T. auch hochkomplexer Uhrwerke eingearbeitet haben.

Was bedeutet all das nun konkret für die eingangs aufgespannte Fragestellung? Nun, es ist davon auszugehen, dass China auch im Bereich von Uhren mit hoher Wahrscheinlichkeit einen ähnlichen Weg beschreiten wird, wie bei Elektronik, Textilien oder Autos:

A) China wird versuchen, sich mit eigenen Marken selbst am Markt zu präsentieren und zu etablieren. Das wird ein langsamer und mühsamer Prozess. Könnte jedoch genauso, wie bei den japanischen Anbietern Seiko, Citizen, und neuerdings auch wieder Orient, auf lange Sicht funktionieren.

B) Chinesische Firmen könnten, ähnlich wie es Citizen vorgemacht hat, den einen oder anderen Uhrenhersteller in der Schweiz oder auch in Deutschland übernehmen, oder zumindest Anteile daran erwerben. Der Einstieg bei Eterna im Jahre 2011 und 2013 bei Corum führte bislang nicht zum erhofften großen Erfolg, aber die Zeit ist heute eine andere und chinesisches Management hat zweifelsohne dazugelernt.

Unabhängig der Fragestellung, welches Szenario eintreten wird oder eintreten könnte, stand für uns die Frage im Raum, wie gut sind eigentlich die am Markt, und zwar hauptsächlich in diversen Online-Shops bereits heute feilgebotenen chinesischen Uhren? Um dieser Frage weiter auf den Grund zu gehen, haben wir nicht nach Uhren Ausschau gehalten, die unter bekannten Labels (z.B. der diversen Marken der Fossil Group) zwar in China gefertigt, dann aber über deren Logistik und Distribution auf den Markt und in den Handel gelangen, sondern haben ganz bewusst Uhren gesucht – und rasch gefunden – die unter chinesischen (z.T. Phantasie-) Namen auch international vermarktet werden.

Dazu lohnt sich der ein oder andere Blick auf die Verkaufsplattformen von Amazon und AliExpress. Da wie dort tummeln sich mittlerweile eine schier unüberschaubare Zahl von Anbietern. So bleibt einem nichts anderes übrig, als die Produktbeschreibungen sehr sorgfältig zu studieren und bei mehreren Angeboten gegeneinander abzugleichen. Man findet in Uhrenforen und bei Youtube aber auch immer mehr gute und hilfreiche Beiträge zu diesem Thema. Und so kann man von den Erfahrungen anderer bei der Auswahl profitieren.

In Teil II und Teil III diese Beitrags stellen wir nun eine ganze Reihe verschiedener Uhren vor, die wir über unterschiedliche Online-Plattformen ganz normal – wie jeder andere Kunde sonst auch – bestellt und geliefert bekommen haben. Der Lieferant bzw. Versender hatte also keine Information darüber, dass wir die gelieferten Produkte beabsichtigen, näher unter die Lupe zu nehmen.

Lassen Sie sich überraschen.

 

 

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2 Kommentare

  1. Pingback: Wie gut sind Uhren aus China bzw. aus chinesischer Produktion? - Teil 2 - Uhren-Blog über Design und Technik

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