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Besuch der SIHH 2016 – Teil 2 – Carré des Horlogers
Besuch der SIHH 2016 – Teil 2 – Carré des Horlogers

Besuch der SIHH 2016 – Teil 2 – Carré des Horlogers

Im Carré des Horlogers der SIHH 2016 präsentierten sich neun unabhängige Uhrenmanufakturen, die mit mehr oder weniger auffallenden Kreationen um die Gunst der Kunden werben. Je eigenwilliger und extrovertierter die Produkte, umso exklusiver der Kreis der Kunden, der gezielt nach derartigen Preziosen Ausschau hält und bei den großen Playern im Geschäft häufig nichts passendes mehr findet.

Da spielt dann auch „Marke“ keine so vordergründige Rolle. Es handelt sich dann schon eher um Geheimtipps, die unter Insidern ausgetauscht werden. Denn jener Kunde, der auf der Suche nach solch exklusiven Stücken ist, hat in seinem Portfolio zumeist schon das ein oder andere Stück einer großen Marke, welches andere aber ebenfalls besitzen.

Irgendwann entwickeln sich der Wunsch und der Wille sich stärker zu differenzieren und etwas ganz Besonderes zu tragen. Etwas, was nur ganz wenige kennen und besitzen. Willkommen im Carré des Horlogers!

 

Moser & Cie.

Wir starten unseren Besuch im Carré des Horlogers bei Moser & Cie. Moser & Cie ist in der Nordschweiz, nahe der deutschen Grenze, zu Hause und blickt auf eine lange Geschichte und Tradition zurück, die aber von mannigfachen Veränderungen und auch Wechsel in der Eigentümerstruktur begleitet ist. Der Eigner, welcher das Unternehmen 2012 mehrheitlich übernahm, heißt heute Georges-Henri Meylan. Meylan ist ein alter Vertrauter in der Uhrenbranche. Er führte bis 2008 über 20 Jahre hinweg Audemars Piguet.

Meylan ist es auch, der den Turn Around bei Moser & Cie vorangetrieben hat. In der fast 200 jährigen Geschichte von Moser & Cie, spielt auch der Name Straumann eine bedeutende Rolle. Reinhard Straumann war es nämlich, der 1933 die berühmte Legierung “Nivarox” (Nicht variabel und oxydbeständig) zur Herstellung von Spiralfedern entwickelte und patentieren ließ. Sein Enkel, Thomas Straumann, ist noch heute an Moser & Cie beteiligt. Nicht zuletzt deshalb hat Moser & Cie den vollen Zugang zu den Geheimnissen der Fertigung von Unruhspiralen aus jenem berühmten Werkstoff und setzt in seinen Uhren auch die – bei einer Tochterfirma gefertigten – Straumann Spiralen®  ein.

Das ist aber nicht die einzige Besonderheit des kleinen und feinen Uhrenherstellers aus Neuhausen am Rhein. Moser & Cie zählt auch sonst zu den etwas progressiveren Unternehmen der Branche und das wird an der neuesten Kreation deutlich, die anlässlich der SIHH 2016 dem Publikum vorgestellt wurde: Die “Swiss Alp Watch”.

 

 

Dahinter verbrigt sich nichts anderes als ein optischer Klon der Apple Watch, jedoch nicht mit vergänglicher Elektronik bestückt, sondern mit feiner, hochwertiger Mechanik, in Form eines an die Gehäuseform angepassten Handaufzugwerkes.

 

 

Auch am Handgelenk gibt die Uhr eine gute Figur ab. Allein der Preis von deutlich über 20.000 EUR wird die Verbreitung in großer Stückzahl verhindern. Die unbedingte Exklusivität ist somit gewährleistet.

 

 

 

Hautlence

Eng mit Moser & Cie verbunden ist der am Nachbarstand anzutreffende Hersteller „Hautlence“. Hautlence gehört, wie Moser & Cie, ebenfalls zur MELB-Holding, deren Eigner wiederum Georges-Henri Meylan ist. Dort wo Moser & Cie, einmal abgesehen von der Swiss Alp Watch, noch recht konventionelle Modelle im Portfolio führt, legt der in La Chaux de Fond, im Schweizer Jura beheimatete Hersteller Hautlence einen ganz anderen Stil an den Tag.

 

 

Die Aufgabe, die Zeit anzuzeigen und abzulesen, wird bei der vergleichsweise noch jungen und erst im Jahr 2002 gegründeten Firma Hautlence anders gelöst. Hier treffen sowohl analoge wie auch digitale Elemente der Zeitanzeige aufeinander. Der Markenbotschafter von Hautlence, der ehemalige französische Profi-Fussballer Eric Cantona, zuletzt verpflichtet beim englischen Club Manchester United, prägt den Stil der Marke mit ihren markanten und ausdrucksstarken Modellen aktiv mit.

 

 

 

MB&F

Wir begeben uns zum nächsten Stand und treffen dort auf die Firma MB&F (Max Büsser & Friends). Auch hier handelt es sich um ein noch junges Unternehmen, welches ganz ungewöhnliche Wege beschreitet. Max Büsser ist in der Uhrenbranche ebenfalls kein Unbekannter. Nachdem er zunächst sieben Jahre lang bei Jaeger Le Coultre im mittleren Management tätig war, wechselte er zu Harry Winston und führte die Marke bis in die oberen Etagen der Haute Horlogerie.

Nach ebenfalls sieben Jahren bei Harry Winston stieg Max Büsser aus und gründete 2005 seine eigene Marke: MB&F (Max Büsser & Friends). Der Name ist Programm. Neben seinen Initialen möchte Max Büsser mit dem Zusatz „and Friends“ zum Ausdruck bringen, dass die Herstellung einer Uhr, ohne entsprechende Zulieferer und Partner, die er eben als „Friends“ bezeichnet, mit vertretbarem Aufwand kaum möglich ist.

 

 

MB&F macht daraus – entgegen dem üblichen Brauch in der Branche – auch kein Geheimnis, wer sich hinter diesen „Friends“ verbirgt. D.h. MB&F nennt tatsächlich Roß und Reiter und vermittelt somit das gute Gefühl, immer zu wissen, mit wem man es zu tun hat.

MB&F verfolgt bei seinen Uhren im wesentlichen zwei Richtungen. Einmal die sog. „Legacy Machines“, Uhren also, die als solche zu erkennen sind, aber dennoch ein ganz besonderes Erscheinungsbild aufweisen, z.B. mit der oben auf dem Zifferblatt befindlichen Hemmungsbaugruppe. Die zweite Linie sind die „Time Machines“ und auch unschwer als solche auszumachen. Hier hat der Betrachter tatsächlich den Eindruck, es mehr mit einer komplizierten Maschine, denn mit einer Uhr zu tun zu haben.

Ein gläsernes Gehäuse setzt das einzigartige Uhrwerk, das in seinem Inneren tickt, perfekt in Szene. Zwei dreidimensional geschliffene Saphirgläser bilden mit einem dazwischen liegenden Band aus Edelmetall die stromlinienförmige Bühne, auf der sich das mikromechanische Wunderwerk präsentiert und von allen Seiten betrachtet werden kann.

 

 

Der Gehäusemittelteil aus Metall zeigt dabei horizontale Linien, die an die „Streamliner“-Modelle der amerikanischen Greyhound-Busse der 1960er-Jahre erinnern sollen.

 

 

Vom Träger aus betrachtet, werden auf zwei rotierenden Kugeln unter Kuppeln vorne links die Stunden und vorne rechts die Minuten angezeigt. In den beiden hinteren Kuppeln bewegen sich Turbinen, die über ein Getriebe mit dem Rotor verbunden sind. Ihre Aufgabe ist es, als Wirbelbremse die Geschwindigkeit des Aufzugs so zu kontrollieren und zu dämpfen, dass das Aufzugsystem möglichst sanft und gleichmäßig arbeitet.

Unter der zentralen Kuppel schließlich ist ein fliegendes Sekundentourbillon untergebracht, das hochpräzise Regulierungsorgan der HM6-Maschine.

 

 

Die zuverlässige Schmierung dieses hochpräzisen Reguliersystems ist besonders wichtig. Da diese auf UV-Strahlung empfindlich reagiert, bekam die HM6 zwei halbkugelförmige Abdeckungen mit Lamellen aus Titan, die das sensible Reguliersystem wie Augenlider schützen und so die UV-Strahlen fernhalten. Mit einem Drehsteller bei 9 Uhr lässt sich die Abdeckung öffnen und wieder schließen.

 

 

So faszinierend das gewölbte Außengehäuse auch sein mag, der wirkliche Star der HM6 ist zweifellos die Maschine selbst. Die Entwicklung des komplexen Antriebs, der aus 475 sorgsam bearbeiteten Einzelteilen besteht, nahm mehr als drei Jahre in Anspruch.

Ein weiteres Highlight der Kollektion raffinierter Zeitanzeiger sind die Tischuhren. Einer der Freunde von MB&F ist das Traditionshaus “L’Epée”. Beide Firmen entwickeln und bauen zusammen ganz außergewöhnliche Zeitmesser, die auf dem Schreibtisch oder Sideboard positioniert, neugierige Blicke zweifellos auf sich ziehen.

 

 

Der „Sherman“ genannte Roboter ist mit einem Tischuhrwerk von L´Epée bestückt, dessen Hemmungsbaugruppe sich prominent unter der gläsernen Kuppel präsentiert.

 

 

Zum Größenvergleich der “Sherman” nochmals abgebildet mit Schreibgerät.

 

 

 

De Bethune

Ein weiterer Aussteller der Superlative ist die Manufacture De Bethune. Die Firma hat ihren Sitz im Schweizer Jura, unweit der französischen Grenze und wurde 2002 von Denis Flageollet, Meisteruhrmacher in 4. Generation, sowie dem ursprünglich aus Italien stammenden David Zanetta gegründet. Zanetta und Flageollet haben vor Gründung der Firma De Bethune für viele große Marken im Auftrag gearbeitet und dabei schon immer außergewöhnliche Kreationen und ungewöhnliche technische Lösungen auf den Weg gebracht.

 

 

Die besondere Leidenschaft und Spezialität gilt der Materialbearbeitung. So setzt De Bethune auf eine extrem hohe Fertigungstiefe, die mit rund 90% beziffert wird und macht auch vor der Bearbeitung und Vergütung von Oberflächen, unter Einsatz ganz ungewöhnlicher Technologien, nicht halt, wobei in besonderem Maße thermische Verfahren zum Einsatz kommen.

 

 

Die Vielfalt an Uhren unterschiedlichster Form und Funktion bei De Bethune ist groß, wobei stets die extravagante technische Lösung sowie die Material- und Oberflächenbearbeitung das Maß der Dinge sind. Die Uhrenmanufaktur verfügt derzeit über nicht weniger als 16 verschiedene Kaliber mit zum Teil ganz außergewöhnlichen technischen Daten und Eigenschaften.

 

 

So entwickelte und fertigt De Bethune nicht nur seine eigene, in die ungewöhnlich lange Unruhbrücke integrierte Stoßsicherung für die Hemmungsbaugruppe, nein, auch ein Tourbillon, welches als Schnellschwinger mit einer Frequenz von 5 Hz, sprich 36.000 Schwingungen/h, arbeitet, ist höchst ungewöhnlich und sonst nirgendwo zu finden.

 

 

Extravagant auch die Art und Weise, wie De Bethune Materialoberflächen vergütet bzw. ihnen besonderen Glanz und Farbe verleiht.

 

 

So erhält z.B. Titanium beim Erhitzen eine tief blaue Farbe. Diese Eigenschaft macht sich De Bethune zunutze, um z.B. Gehäuse aus Titan zu bläuen, ohne dabei eine Beschichtung aufbringen zu müssen. Es kommen aber auch besondere Formen einer DLC-Beschichtung (Diamond Like Carbon) zum Einsatz, die weitaus stoß- und kratzfester sind als herkömmliche DLC-Beschichtungen.

Letztlich werden aber nicht nur Gehäuse, sondern auch auch Bestandteile und Komponenten des Uhrwerks selbst diesen Verfahren unterzogen und so in ganz exklusiver und einzigartiger Weise veredelt.

 

 

Besonders weit spannt De Bethune den Bogen, wenn zur Anfertigung von Gehäusen gar das Material eines Meteoriten Verwendung findet. Allein schon die Bearbeitung dieses extrem harten und hochverdichteten Materials ist eine Kunst für sich, es dann auch noch thermisch zu bläuen, um die Materialstruktur sichtbar zu machen, grenzt fast schon an Magie.

 

 

Damit aber nicht genug! Ein weiteres Highlight stellt die Anzeige der Mondphase dar. Ein künstlicher Mond dreht sich um die eigene Achse und zeigt dabei je nach Stand des Mondes mehr oder weniger seine erleuchtete oder abgedunkelte Seite. Dazu verbindet De Bethune zwei kleine, äußerst präzise gefertigte und auf Hochglanz polierte Halbkugeln in einem patentierten Verfahren.

Die eine Halbkugel besteht aus Platin, die andere aus Stahl. Wird das Ensemble dann der Hitze einer Flamme ausgesetzt, so läuft der Stahl blau an, Platin behält seinen unveränderten Glanz. So erstrahlt der künstliche Mond auf der dunklen Seite in tiefem Blau, auf seiner hellen Seite weiterhin in glänzendem platingrau. Durch die Materialtrennung ergibt sich eine messerscharfe Linie zwischen den beiden Halbkugeln.

 

 

 

Ein technischer Leckerbissen, der auch eine hohe Auszeichnung auf dem Grand Prix d’Horlogerie de Genève (GPHG) erhielt, ist der DB 29 Maxichrono Tourbillon mit Monopusher und insgesamt 5 auf einer Achse montierter und übereinander liegender Zeiger.

 

 

 

HYT Hydromechanic Technology

Gehen wir weiter zum nächsten Stand und halten bei HYT inne. HYT steht für Hydromechanic Technology und bringt damit bereits zum Ausdruck, dass bei dieser Uhr wohl nicht alles mechanisch, sondern einiges auch hydraulisch erfolgt. So innovativ wie das Unternehmen, so jung ist es. Erst 2012 von Vincent Perriard gegründet, hat das Start-Up beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève (GPHG) sogleich das Siegertreppchen erklommen und die Auszeichnung für die innovativste Uhr überreicht bekommen.

 

 

In einem um das Zifferblatt gebogenen Röhrchen fließt eine eingefärbte Flüssigkeit, die die Stunden retrograde anzeigt. Die Minuten hingegen werden auf einem eigenen Hilfszifferblatt konventionell mittels Zeiger zur Anzeige gebracht.

 

 

In zwei im unteren Teil des Uhrwerkes befindlichen Zylindern wird die Flüssigkeit in die eine, oder, sobald ein Durchlauf erreicht ist, wieder in die entgegengesetzte Richtung gedrückt.

Die genaue Funktionsweise kann im beigefügten Video näher studiert werden:

 

 

 

Laurent Ferrier

Auch die in Genf beheimatete Firma Laurent Ferrier ist noch jung und wurde 2010 vom gleichnamigen Gründer ins Handelsregister eingetragen. Laurent Ferrier hatte zuvor 40 Jahre lang bei Patek Philippe gearbeitet und im Laufe seines Wirkens alle Weihen der Haute Horlogerie erhalten.

Auch Laurent Ferrier gelang es, gleich vom Start weg, beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève (GPHG) hohe Auszeichnungen für außergewöhnliche uhrmacherische Leistungen zugesprochen zu bekommen.

Laurent Ferrier entwickelte ein feines hauseigenes Automatikkaliber mit Mikrorotor und sogenannter freier Hemmung, welches die Grundlage seiner Uhrenkollektion für Individualisten bildet.

 

 

Beeindruckend die GMT-Variante, ob ihrer einfachen Bedienung und Ablesbarkeit.

 

 

Durch zwei seitlich bei 8 und bei 10 Uhr angeordnete kleine Schieber kann der Stundenzeiger jeweils um Schritte von einer Stunde vor oder zurück gestellt werden. So lässt sich beim Wechsel der Zeitzone, die Ortszeit auf sehr einfache Weise anpassen. Die Datumsschaltung folgt dem ebenfalls automatisch. Im Fenster bei 9 Uhr wird die Heimatzeit als digitale 24 Std. Anzeige weiterhin eingeblendet. Im Fenster bei 3 Uhr wird in bekannter Form das Datum angezeigt.

 

 

Eine ebenfalls interessante Komplikation stellt das Modell „Galet Secret Tourbillon“ dar. Neben dem Toubillon mit Doppelspiralfeder zum Ausgleich jeglichen Einflusses der Schwerkraft, besitzt das Zifferblatt einen Mechanismus, der es gestattet, den oberen Teil, auf dem sich je nach Wunsch und Vorgabe des Kunden Darstellungen oder Ornamente befinden können, auf Knopfdruck zu verdecken, oder auch wieder sichtbar zu machen.

 

 

Voutilainen:

Kari Voutilainen gehört dem AHCI an und ihn umgibt der Ruf, einer der besten Uhrmacher der Welt zu sein. Er beherrscht die Komplikation der Minutenrepetition genauso, wie den Chronograph oder den Ewigen Kalender.

Kari Voutilainen wurde 1962 in Finnland geboren, machte dort die Ausbildung zum Uhrmacher und kam 1989 – gegen Ende der Quartzkrise – in die Schweiz. Nachdem Voutilainen zunächst bei Parmigiani gearbeitet hatte und dort für Komplikationen zuständig war, lehrte er an der internationalen Schweizer Uhrmacherschule Wostep in Neuchâtel.

 

 

2002 machte sich Kari Voutilainen selbständig und eröffnete seine eigene Manufaktur. Bei Voutilainen werden im Jahr gerade einmal 50 Uhren gefertigt. Handwerkliche Perfektion in Vollendung ist das unabdingbare Credo.

 

 

Auch Kari Voutilainen ist beim Grand Prix d”Horlogerie de Genève (GPHG) kein Unbekannter und hat dort Auszeichnungen für seine besonderen Leistungen entgegen genommen.

 

 

Als besonders exklusives Hand- und Kunstwerk zählt hierbei auch die Technik des Guillochierens, die nur noch von ganz wenigen beherrscht wird und die Manufaktur von Kari Voutilainen eine dieser wenigen Adressen ist, die mit dieser traditionellen Technik Zifferblätter oder auch Gehäuseböden gestaltet und den Uhren damit eine besonders exquisite Note verleiht.

 

 

Christophe Claret

Last but not least wenden wir uns noch dem Stand von Christophe Claret zu. Hier haben wir es mit einem Unternehmen zu tun, welches es bereits deutlich länger gibt als so manch zuvor besuchtes Start-Up. Nach einer Ausbildung an der Uhrmacherschule in Genf von 1978 bis 1982 gründete er 1989 zusammen mit Dominique Renaud und Giulio Papi (heute bei Audemars Piguet) die Firma RPC in Le Locle.

Im Jahr 1992 wurde er zum Alleininhaber der Firma und benannte sie in Christophe Claret SA um. Über diese Firma stellte er Armbanduhren mit Minutenrepetition oder Tourbillon für andere Top-Marken her. Ab dem Jahr 1997 baute er unter eigenem Namen die weltweit ersten mechanischen Armbanduhren mit integrierter Spieluhr, welche automatisch zur vollen Stunde oder auf Knopfdruck spielen.

Im Jahr 2003 gründete er zusammen mit Thierry Ouvelay die Firma Jean Dunand, benannt nach dem Art Déco-Künstler Jean Dunand. Dafür konstruierte Claret eine Grande Complication mit 827 Einzelteilen (Kaliber CLA96) und eine Armbanduhr mit einem zweifach rotierenden orbitalen Tourbillon. 2004 produzierte Claret für Harry Winston ein Tourbillon mit automatischen Aufzug, welcher dem Uhrwerk die Energie nicht mittels Rotor, sondern durch gleitende Gewichte zuführt.

 

 

 

2011 entwickelte er eine einzigartige Armbanduhr mit Roulette- und Blackjack-Mechanismus.

Ebenfalls einzigartig die Uhr mit linearer Zeitanzeige, die ähnlich, wie schon zuvor bei MB&F eigentlich mehr an eine Maschine, denn an eine Uhr erinnert: Das Modell „X-TREM-1“

 

 

Das X steht hierbei für experimentell, T für die Zeit (time), R für Forschung (research), E für Ingenieurswesen (engineering) und M für Mechanismus (mechanism).

Es ist ein außergewöhnlicher, mit Tourbillon ausgestatteter Zeitmesser, der ein magnetisches System nutzt, um Stunden und Minuten über zwei sich linear bewegende Kugeln anzuzeigen. Die X-TREM-1 verkörpert den Wunsch von Christophe Claret, die Grenzen des Möglichen im Uhrenbau neu zu definieren und somit Raum für neue Entwicklungsfelder zu schaffen.

Die X-TREM-1 stellt sich der kühnsten Herausforderung an den Uhrenbau: der Einsatz eines Magnetfeldes im Uhrwerk, eigentlich der Erzfeind eines jeden Uhrwerksmechanismus.

 

 

Christophe Claret hat dazu ein System mit zwei stählernen Hohlkugeln entwickelt, die zur Anzeige von Stunden und Minuten im Inneren von zwei aus Saphirglas bestehenden und beidseitig des Gehäuses angeordneten Röhrchen untergebracht sind. Die Kugeln scheinen sich darin wie von Geisterhand – und zwar ohne jede mechanische Verbindung – zu bewegen, geführt durch zwei von Miniatur-Magneten erzeugte Magnetfelder.

Alle Komponenten dieser Uhr genügen den extrem hohen Anforderungen von Christophe Claret. Dazu zählt auch die dreidimensionale Hauptplatine, die wie die Brücken aus ultraleichtem Titan gefertigt sind– ein Novum für ein derart kompliziertes Kaliber.

 

 

Gesamteindruck und Schlussfolgerung:

Was sind nun die Schlussfolgerungen nach diesem mehr als zweitägigen Besuch der SIHH 2016? Wären die jungen Wilden im Carré des Horlogers auf der SIHH 2016 nicht gewesen, wäre das Aha-Erlebnis nicht ganz so groß ausgefallen. Dennoch haben die bekannten und großen Marken beachtliche Neuheiten vorgestellt und einige haben gerade im Schmuckbereich großartige Kreationen geschaffen. Das findet seinen Ausdruck im Design, aber auch bei der Wahl und Verarbeitung der Materialien. Der Einsatz organischer Stoffe von Holz, über Blütenblätter bis hin zu Eierschalen erinnert wieder etwas an die Uhrmacherei vergangener Tage. Diese Handwerkskünste zu pflegen oder gar wiederzubeleben bringt in unserer sterilen, schnelllebigen und immer weiter digitalisierten Welt doch etwas Beruhigendes und Nachhaltiges mit sich.

Schön auch, dass gerade Damenuhren intensiv weiterentwickelt, die Kollektionen entsprechend ergänzt oder erweitert und zusehends auch mit hochwertiger Mechanik bestückt werden.

Da sind die neu entwickelten und auf der SIHH 2016 vorgestellten Manufakturkaliber des ein oder anderen Herstellers dann schon fast zur Selbstverständlich geworden und beeindrucken heute weniger als noch vor ein paar Jahren, zumal die Branche gut daran täte, die Kosten- und damit Preisentwicklung im Auge zu behalten. Bestimmte Märkte reagieren mittlerweile empfindlich auf Preise, die sich in den letzten Jahren – und das liegt nicht nur am starken Schweizer Franken, der so stark eigentlich gar nicht mehr ist – mit großer Selbstverständlichkeit Jahr für Jahr kräftig nach oben entwickelt haben.

Das Problem der zum Teil grandiosen Umsatzsteigerungen der vergangenen Jahre ist so alt wie eine Binsenweisheit aus der Physik: Früher oder später greifen die Gesetze der Schwerkraft. Dieser Punkt scheint erreicht zu sein. Die Branche wird sich in einem Umfeld mit geringeren oder fallweise sogar leicht rückläufigen Wachstumsraten zurecht finden müssen. Die Gründe hierfür sind vielfältig und die Gemengelage ist komplex.

Der Kunde, und das beginnt bereits bei den Handels- und Vertriebspartnern, will und muss wieder stärker umworben werden; das wird das Credo der kommenden Jahre sein. Auf der SIHH 2016 haben einige Hersteller dazu erste vielversprechende Signale abgesetzt.

 

 

 

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Ein Kommentar

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