Im Juni 2015 gingen die Uhrenverkäufe in den USA, erstmals seit sieben Jahren, signifikant zurück. Analysten werten dies als deutliches Zeichen, dass die Smartwatches, allen voran die Apple Watch, den traditionellen Uhrenherstellern zunehmend Martkanteile abnehmen.
Nach Angaben der NPD-Group betrugen die Umsätze von Uhren im Einzelhandel im Juni 2015 nurmehr 375 Millionen US$ und waren damit um 11 Prozent niedriger als noch im Vorjahresmonat. Wird der Umsatz hinsichtlich der verkauften Stückzahl analysiert, so beträgt der Rückgang gar 14 Prozent und ist damit der größte Absatzrückgang seit der Finanzkrise von 2008, berichtet Fred Levin, der Chef der NGI-Group, die sich mit der Marktforschung bei Luxusartikeln befasst.
„Die Apple-Watch wird einen nicht zu unterschätzenden Anteil an potenziellen Uhrenkäufern für sich gewinnen können“, sagte er am Donnerstag gegenüber Bloomberg in einem Telefoninterview.
Die nächsten Jahre werden für die erfolgsverwöhnten Uhrenhersteller schwierig. Uhren, in einer Preisklasse von unter US$ 1.000 gelten als besonders gefährdet. Verbraucher, die sich in dieser Preisklasse umsehen, zeigen das meiste Interesse für die Apple-Watch und ihre Artgenossen.
Nach den Auswertungen der NPD-Group verzeichnen den größten Rückgang, nämlich 24 Prozent, die Zeitmesser in der Kategorie von US$ 100 bis US$ 149,99.
Die Apple-Watch ist jedoch nicht die einzige Ursache für den bemerkenswerten Abschwung. Das insgesamt zunehmende Interesse an Wearables, also Smartwatches und Fitnesstracker mit smarten Funktionen, aber auch eine klar erkennbare Sättigung des Marktes werden als weitere Gründe ausgemacht. Entsprechend versuchen Einzelhändler und Kaufhäuser die Kunden mit hohen Rabatten in die Geschäfte zu locken.
Die Auswirkungen auf die Schweizer Uhrenhersteller lassen sich derzeit noch nicht klar herausarbeiten, da lediglich Zahlen zur Verfügung stehen, welche die Exporte in die USA mit weiterhin steigender Tendenz belegen. Unklar ist jedoch, wie die Abverkäufe und damit die tatsächlichen Umsätze, unter den zuvor erläuterten Rahmenbedingungen, für„Swiss Made“ Produkte in den USA aktuell zu werten sind.
Elmar Mock, einer der Erfinder und Entwickler der legendären Swatch in den 1980er Jahren, prognostizierte für die traditionelle Uhrenindustrie bereits im März 2015 eine neue „Eiszeit“. Apple hat den Musikmarkt mit seiner iTunes Software auf den Kopf gestellt und mit dem iPhone hat der Computerhersteller gar so bekannte Namen wie Blackberry und Nokia aus dem Markt gedrängt.
Demgegenüber steht nach wie vor die Einschätzung von Nick Hayek, dem Präsidenten der Swatch-Group, dass der Einstieg von Apple in das Marktgeschehen mittel- und auch langfristig keine Auswirkungen auf die Verkäufe von traditionellen Uhren habe. Ganz im Gegenteil würde die Apple-Watch vielmehr dazu beitragen, jungen Menschen das Tragen einer Uhr wieder näher zu bringen.
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