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Die ETA, ein Tochterunternehmen der Swatchgroup, möchte wieder mehr mechanische Uhrwerke an Drittkunden liefern
Die ETA, ein Tochterunternehmen der Swatchgroup, möchte wieder mehr mechanische Uhrwerke an Drittkunden liefern

Die ETA, ein Tochterunternehmen der Swatchgroup, möchte wieder mehr mechanische Uhrwerke an Drittkunden liefern

Ein Kommentar von Patrick Weigert

Vieles deutet derzeit daraufhin, das die Swatchgroup, bzw. ihre Tochter ETA, gerade dabei sind, die Verknappungsstrategie bei mechanischen Uhrwerken gegenüber Drittkunden zu überdenken und gemeinsam mit der Weko (Schweizer Wettbewerbskommission) den aktuellen Sachstand zu überprüfen.

Die ursprüngliche Vereinbarung sah vor, dass ETA die Belieferung von Drittkunden mit Uhrwerken Schritt für Schritt bis 2019 komplett einstellen kann und von da an nur noch Marken der Swatch Group mit Uhrwerken versorgt. Das bekamen zuletzt bereits die Großhändler zu spüren, die bislang komplette Uhrwerke und vor allem auch deren Ersatzteile im Programm hatten. Seit Beginn des Jahres 2016 werden diese nicht mehr beliefert.

Nun hat sich der Wind gedreht und pfeift ziemlich kräftig – und zwar direkt von vorne. Drastische Rückgänge bei den Verkaufszahlen höherwertiger Uhren machen nicht nur den Uhrenherstellern selbst, sondern auch deren Vorlieferanten zu schaffen.

Darunter fallen selbstredend auch komplett montierte Uhrwerke. Dass der Wind nun auch bei der ETA etwas kräftiger um die Ecke weht, ist nur natürlich. Damit verwundert auch nicht, dass der Hersteller versucht, seine Strategie schnellstmöglich den veränderten Gegebenheiten anzupassen und den Überhang an montierten Uhrwerken gerne wieder an externe Kunden ausliefern möchte.

Das sind die Gesetze eines freien Marktes, der sich aber erst jetzt wirklich frei entfalten kann, wo die ETA nicht mehr in der Verpflichtung steht, alte Lieferverträge bedingungslos weiter erfüllen zu müssen. Andererseits, und das ist ebenfalls positiv zu sehen, wurde durch Hersteller wie Sellita, STP (Fossil Group), Horlogérie Schild, Soprod oder Ronda ein echter Wettbewerb aufgespannt, der die einseitigen Abhängigkeiten nun komplett auflöst.

Die Werkehersteller sehen sich jetzt in einem Wettbewerb, wie es ihn bei den Zulieferern in der Automobilindustrie schon seit Jahrzehnten gibt; also nichts wirklich Neues. Für die Uhrenindustrie vielleicht schon, aber daran werden sich alle Beteiligten gewöhnen müssen. Die Tage des komfortablen Verteilens dürften – und zwar für alle Beteiligten – erst einmal vorüber sein.

Vor rund zwei Jahren hat der Markt begonnen, sich von einem Verkäufer- in einer Käufermarkt zu drehen. Das ist gut für den Endkunden, weniger gut für alle, die sich um die Gunst des Kunden wieder verstärkt bemühen dürfen. Aber das war überfällig und hilft, den ein oder anderen unbefriedigenden Zustand zu bereinigen oder gar aufzulösen.

Ein anderer, viel kritischerer Punkt scheint jedoch, dass zahlreiche Hersteller hochwertiger Uhren den gebetsmühlenartigen Rufen nach eigenen Manufakturkalibern zahlreich gefolgt sind und sich mit hohen Investitionen weit aus dem Fenster gelehnt haben. Ob die diesen Entscheidungen zugrunde liegenden Wirtschaftlichkeitsberechnungen auch bei rückläufigen Umsätzen und sinkenden Gewinnen noch tragfähig sind, darf zumindest bezweifelt werden und wird den ein oder anderen CEO zunehmend unruhiger schlafen lassen.

 

Der Autor:
Herr Dipl.-Ing. (FH) Patrick Weigert ist als Geschäftsführer einer Unternehmensberatungsgesellschaft u.a. für die Automobil- und Luxusgüterindustrie tätig und beobachtet und analysiert als Mitbegründer und Gesellschafter beim Deutschen Uhrenportal die Entwicklungen und Trends auf dem Sektor für hochwertige Uhren und neue Technologien.

 

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