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Laut Peter Stas, CEO von Frédérique Constant stellt Apple für die gesamte Uhrenbranche eine echte Bedrohung dar
Laut Peter Stas, CEO von Frédérique Constant stellt Apple für die gesamte Uhrenbranche eine echte Bedrohung dar

Laut Peter Stas, CEO von Frédérique Constant stellt Apple für die gesamte Uhrenbranche eine echte Bedrohung dar

Peter Stas, CEO von Frédérique Constant im Interview anlässlich der Vorstellung der Hybride Manufacture in New York.

Hybride Smartwatches machen bei Frédérique Constant bereits 12% des Umsatzes aus.

2014, nur eine Woche, bevor Tim Cook die Apple Watch enthüllte, verriet ein Artikel der New York Times eine kleine, aber interessante Anekdote über Apples Design-Chef Jony Ive, der davon überzeugt war, dass das Unternehmen die „Höllenqualen“ der Schweizer Uhrenindustrie jäh beenden würde. „Als ich damit prahlte, wie völlig ungerührt und sogar frohgelaunt er davon sprach, dass die Apple Watch ihren Weg machen und die Schweizer Uhrenindustrie in Bedrängnis bringen würde, wählte er für den Begriff Bedrängnis einen noch viel uncharmanteren Begriff.“

Das war vor vier Jahren. Steht die Schweiz jetzt also mit dem Rücken zur Wand?

Der CEO von Frédérique Constant, Peter Stas, macht sich langsam Sorgen: Er sagt, es sei an der Zeit, dass sich die Schweizer Uhrenindustrie entweder anpasst oder ausgelöscht wird. Das neueste Produkt, der noch relativ jungen Marke Frédérique Constant ist die sog. Hybrid Manufacture. Das ist der erste Zeitmesser auf dem Markt, der ein vollkommen mechanisch arbeitendes Uhrwerk mit den Funktionen einer Smartwatch kombiniert. Dies ist eine völlig neuartige Idee – Frédérique Constant’s Horological Smartwatches haben bisher Quarzwerke mit Batterien verwendet – und eine, welche den Liebhaber einer klassischen Uhren am ehesten ansprechen dürfte.

 

Hybrides Uhrwerk von Frédérique Constant vereint traditionelle Mechanik mit innovativer Elektronik

Aber das allein wird nicht genügen und Peter Stas weiß das. Die Schweizer Uhrenexporte haben gemäß den Angaben des Bundesverbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie 2017 um 2,7% zugelegt und zwar nach zwei harten Jahren des Abschwungs. Und obwohl es eigentlich ermutigend klingt, fallen die Exporte von Quarzuhren immer weiter in den Keller und befinden auf dem tiefsten Niveau seit 33 Jahren, während Smartwatches sich immer mehr in den mittleren Markt hineinfressen. „Das ist eine Tatsache“, sagt Stas. „Manche Leute wollen das noch immer nicht wahrhaben, verleugnen sich und hoffen vermutlich, dass die guten alten Zeiten doch auf wundersame Weise zurückkehren mögen. Ich glaube jedoch nicht daran – es sei denn, wir fangen endlich an, uns zu verändern.“

Und in der Tat: Apple hat im vierten Quartal 2017 zum ersten Mal mehr Uhren ausgeliefert als die gesamte Schweizer Uhrenindustrie zusammen. Aber bevor der Totengesang angestimmt wird, sollten wir uns vor Augen führen, dass die Schweizer Uhrenindustrie immer noch 55% des weltweiten Umsatzes mit Uhren bestreitet, und Peter Stas glaubt, dass klassische Uhren immer nachgefragt werden, insbesondere wenn diese klassischen Stücke auch beginnen, smart zu werden. „Wenn man eine Uhr im Allgemeinen betrachtet, dann ist ihr entscheidendes Designmerkmal das Zifferblatt. Wir widmen dem Zifferblatt und seiner Gestaltung viel Zeit und Aufmerksamkeit. Denn da sehen die Menschen jeden Tag viele Male darauf und es verleiht der Uhr ihren unverwechselbaren Charakter.“

Aus diesem Grund, so ließ uns Peter Stas wissen, hat das Unternehmen aktuell auch kein Interesse an einer Partnerschaft mit Google für eine Uhr, die mit Android Wear läuft. „Das hätten wir natürlich tun können, aber dann hätten wir die meiste Zeit am Tag ein dunkles Display“, sagt er. „Obwohl wir diese Position vertreten, ist unsere aktuelle Einschätzung, dass Apple für die gesamte Branche eine echte Bedrohung darstellt.“

Apple Watch Series 3

Die Entscheidung von Frédérique Constant, Uhren mit einigen smarten Funktionen zu entwickeln, ist das Eingeständnis, dass die Branche rasch vorankommen muss. „Laut unseren internen Zahlen machen Smartwatches derzeit bereits 12% des Gesamtumsatzes von Frédérique Constant aus. Für eine neue Produktkategorie ist dies ein beachtlicher Erfolg und eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und wir werden weiter machen, und werden später in diesem Jahr nochmals nachlegen.“

 

Frédérique Constant (Peter Stas)
Hybride Manufacture von Frédérique Constant

12% Umsatzanteil ist wahrlich keine Kleinigkeit und Peter Stas sagt weiter, er erwarte, dass diese Zahl im Laufe der Zeit zunimmt, ist in seiner Einschätzung jedoch auch etwas vorsichtiger geworden als er gesehen hat, wie schwer sich Fossil tat, obgleich sich der Markt bei Wearables verdoppelt und verdreifacht hatte. Die Probleme der Fossil Group sind jedoch vielschichtig und müssen größtenteils dem Unvermögen des Einzelhandels zugeschrieben werden, wobei Fossil nun in Fahrt kommt und mit seinen smarten Uhren langsam Boden unter die Füße bekommt.

Wir fragten, ob Frédérique Constant am Ende selbst einen größeren Sprung wagen könnte, wie er von Michael Kors letztes Jahr noch angekündigt wurde, dass letzlich alle zukünftigen Herrenuhren „smart“ sein müssten (jedoch hat Michael Kors diese Aussage auf der CES in Las Vegas in diesem Jahr bereits widerrufen und meinte, das dies wohl doch nicht so kommen würde). Peter Stas ist der Meinung, dass es sich schrittweise in diese Richtung entwickeln könnte.

Kurzfristig plant Frédérique Constant, seine Fokussierung auf die Überwachung von Aktivitäts- und Gesundheitsparametern zu intensivieren. Diese Funktionalität stellt für die klassische Uhrenindustrie die größte Gefahr dar: „Die Vorstellung der neuen Apple Watch Serie 3 war der Moment, in dem uns endgültig klar wurde, weshalb die Uhrenbranche die ungeheure Wucht und Ausstrahlung der Smartwatch einfach nicht mehr verleugnen darf. Diese Uhren werden immer besser und der Tag wird kommen, an dem die smarten Uhren für die Menschen unentbehrlich werden; sie schaffen eine gewisse Abhängigkeit, die vorher nicht da war.“

Peter Stas sagt, dass Frédérique Constant sich derzeit intensiv mit der Messung der Herzfrequenz für zukünftige Modelle beschäftigt und damit gleichzeitig das Gesundheitscoaching erweitern möchte, welches erstmals mit der neuen Smart-Mechanical-Hybrid Uhr eingeführt wurde. „Der Coaching-Bereich ist der Bereich schlechthin, in den wir unbedingt investieren sollten“.

Aber kann das ohne Display funktionieren, wollen wir wissen? „Sehr wohl, wir haben gesehen, wie Nokia mit der Steel HR oder Garmin mit der Vivomove HR Wege gefunden haben, das Problem auf elegante Art zu lösen.

Garmin Vivomove HR

Die Tatsache, dass derzeit zahlreiche Unternehmungen fast zeitgleich versuchen, den richtigen Weg zu finden, zeigt, dass es vielleicht noch nicht zu spät ist“, sagt Stas, der eingesteht, dass auch Frédérique Constant, wie so viele andere auch, immer noch dabei ist, herauszufinden, welche Erwartungen die Menschen an eine Smartwatch tatsächlich haben.

Die intensive Beschäftigung mit Themenfeldern rund um die Gesundheit sollte ein kluge Entscheidung sein und Frédérique Constant in die Lage versetzen, seinen Wettbewerbern eine Nasenlänge voraus zu sein. Wie auch immer das Unternehmen voran kommen wird, das Management bei Frédérique Constant ist sich jedenfalls bewusst, dass es sich den aktuellen Herausforderungen stellen muss.

Die Schweiz könnte dann gerade noch mit einem blauen Auge davonkommen.

 

Das Interview mit Peter Stas führte Hugh Langley in New York, anlässlich der Präsentation der Hybride Manufacture. Die Übersetzung aus dem Englischen erfolgte durch das Deutsche Uhrenportal.

 

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