Die Baselworld, die größte Uhrenmesse der Welt, wirft 2016 gleich zu Beginn einige Fragen auf.
Anlässlich der Auftakt-Pressekonferenz wurden überwiegend positive Töne angeschlagen und insgesamt optimistische Prognosen für den Geschäftsverlauf in 2016 verbreitet.
Aber entspricht das der Realität, oder ist hier vielmehr der Wunsch der Vater des Gedankens? Wohl letzteres.
Die bereits in 2015 sinkenden Umsätze der Schweizer Uhrenindustrie und ihrer Gewinnmargen finden in 2016 leider ihre Fortsetzung. Woher die Verantwortlichen ihren Optimismus für 2016 nehmen, erschließt sich uns nicht.
Die Gründe für das nicht mehr ganz rund laufende Geschäft sind vielschichtig, werden aber vordergründig nur zu gerne am erstarkten Schweizer Franken sowie der nachlassenden Nachfrage in Fernost, allen voran China, festgemacht. Dass zuvor jährliche Umsatzsteigerungen im soliden zweistelligen Bereich fast schon zur Normalität erklärt wurden, lässt die Landung jetzt umso härter werden.
Weitere Negativfaktoren sind aber z.B. auch die sehr ambitionierten Preissteigerungen über die letzten Jahre. Viele Kunden – und das ist immer wieder zu hören – sind nicht mehr bereit, jede beliebige Preisanpassung mitzumachen. Schließlich lässt auch der Aftersales Service bei etlichen Marken stark zu wünschen übrig. Die z.T. horrenden Preise für allfällige Revisionen verleiden so manchem Uhrenfan die Lust auf etwas Neues.
Die aktuellen Turbulenzen schlagen sich auch darin nieder, dass die maßgeblich von der Richemont Gruppe (nicht auf der Baselworld vertreten) in Hong Kong veranstaltete Messe „Watches and Wonders“ für 2016 abgesagt wurde. Sie soll jetzt nur noch alle 2 Jahre stattfinden.
Inwiefern die neuen Smartwatches mit einem Gesamtvolumen von rund 17 Mio. (davon entfallen ca. 9 Mio. allein auf die Apple Watch) in 2015 die bisherigen Verkaufszahlen konventioneller Uhren stören oder substituieren, darüber kann nur spekuliert werden. Um ein völlig friktionsfreies Nebeneinander wird es sich aber wohl nicht handeln.
Auf der Baselworld 2016 ist die Krise sichtbar angekommen. Manch großflächiger Stand wurde gegenüber dem Vorjahr verkleinert, dafür sind die freien, nicht genutzten Flächen größer geworden. Vielleicht sollte auch die Baseler Messeleitung – ob der geänderten Windrichtung – ihre Preisgestaltung einmal kritisch unter die Lupe nehmen. So kommt mancher Uhrenhersteller erst gar nicht auf das Messegelände, sondern hält sich in umliegenden Hotels auf, wo mit weniger Budget den Gästen besserer Service geboten werden kann.
Für den Endkunden sind all dies aber gute Nachrichten. Dort wo ein Überangebot vorherrscht und der Absatz stockt, ist der Kunde bekanntlich wieder König. Dieser aus der Betriebswirtschaftslehre bekannte Mechanismus funktioniert auch in anderen Konsumgüterbereichen. Die Hersteller werden wieder kreativer und bieten qualitativ hochwertige Einsteigermodelle zu günstigeren Konditionen an.
Wir haben uns in Basel bei den Schweizer sowie internationalen Herstellern umgesehen und versucht, die wesentlichen Trends herauszuarbeiten. Die verschiedenen Hersteller aus Deutschland werden in einem separaten Beitrag behandelt.
Der Trend zu hauseigenen Manufakturkalibern hält ungebrochen an. Nahezu jeder Anbieter hochwertiger Modelle preist seine eigene Uhrmacherkunst an.
Ein interessantes Beispiel hierfür ist die neue Linie Manero Peripheral von Carl F. Bucherer.
Dort kommt mit dem Kaliber CFB A2050 das erste Mitglied der neuen Werkefamilie zum Einsatz. Seine Energie bezieht dieses neue Uhrwerk durch einen beidseitig arbeitenden Automatikaufzug mit peripher angeordneter Schwungmasse.
Eine nicht alltägliche Konstruktion, wie wir meinen, bei der der Rotor das Werk nicht verdeckt.
Interessant aus gleichem Hause auch der Patravi TravelTec in Roségold, kombiniert mit geschwärztem Titan. Der einzigartige Chronograph, der gleich drei Zeitzonen anzuzeigen vermag, ist ein stilvoller Reisebegleiter.
Ermöglicht wird dies durch einen patentierten, im Gehäuse integrierten Mechanismus, der durch ein Sichtfenster in der Gehäuseflanke zu bewundern ist.
Mit dem Drücker bei 10 Uhr lässt sich der unter dem Saphirglas liegende Drehring mit 24-Stunden-Skala verstellen – je nachdem, ob man Richtung Westen oder Richtung Osten reist, kann der 24-Stundenring in beide Richtungen in Stundenschritten verstellt werden.
Ein Hersteller, bei dem es sich immer wieder lohnt vorbei zu schauen: Chronoswiss
Die Marke wird seit dem Verkauf an die in Luzern ansässige Familie Ebstein mit viel Liebe zum Detail weiter gepflegt. In diesem Jahr steht der Regulateur, die Ikone der Marke schlechthin, im Fokus der Messe-Neuheiten.
Im Bild: Das Einstiegsmodell mit Kaliber C291 (Basis ETA 2824)
Einst in den 80er Jahren von Chronoswiss mit Handaufzugswerk aufgelegt, wurde er zum Klassiker und Trendsetter zugleich.
Im Bild: Chronoswiss Flying Regulateur mit dem schönen Manufakturkaliber C122
Ganz neu im Programm und erstmals auf der Baselworld 2016 vorgestellt, der Regulateur mit Jumping Hour (Springender Stunde).
Im Bild: Chronoswiss Regulateur Jumping Hour
Wunderschön bei allen aktuellen Modellen, die sehr aufwendig gearbeiteten Zifferblätter, mit Guillochestrukturen und mehreren Ebenen, was eine ungeheure Tiefenwirkung entfaltet. Bei den beiden zuletzt genannten scheinen die Anzeigen für Minuten und Sekunden regelrecht zu schweben.
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt der japanische Uhrenhersteller Citizen. Zusammen mit dem Werkehersteller Miyota ist er der größte Uhrenproduzent der Welt. Die Gesamtstückzahlen liegen im soliden 3-stelligen Millionenbereich. Werden doch auch für zahlreiche Drittkunden Werke oder sogar ganze Uhren im Auftrag produziert.
Als echte Neuheit wurde in Basel die mit Solarzellen betriebene ultraflache ECO-Drive One vorgestellt. Eine äusserst elegante Uhr mit einer Werkhöhe von gerade einmal 1,00 mm Bauhöhe.
Das Ganze findet sich dann in einem Gehäuse wieder, welches gerade einmal 2,98 mm hoch ist. Dazu findet ein Werkstoff (genannt Ceramet) Verwendung, der eine Mischung aus Stahl und Keramik darstellt und dabei eine extrem hohe Festigkeit und Härte besitzt.
Machen wir einen Abstecher in den Palace, wo die kleineren, nicht minder innovativen Firmen untergebracht sind und halten kurz bei Claude Meylan aus dem Vallée de Joux inne. Claude Meylan ist spezialisiert auf fein gezeichnete Skelettuhren, die ebenfalls wieder stark im Kommen sind. Das gezeigte Modell mit einem Handaufzugsformwerk auf Basis ETA/Unitas 6498 ist ein echter „Hingucker“.
Gleich um die Ecke, ebenfalls aus dem Vallée de Joux stammend, Pierre DeRoche.
Im Bild: Das Modell „Skyscraper“, mit doppelt retrograder Zeitanzeige
In Deutschland bislang wenig bekannt, schafft Pierre DeRoche ganz aussergewöhnliche Kreationen mechanischer Zeitmesser. Die familiäre Nähe zum Spezialisten für Komplikationen Dubois-Dépraz kommt dabei, wie unschwer zu vermuten ist, nicht ganz ungelegen.
Im Bild: Das Modell „TNT“ mit sechsfach retrograder Sekundenanzeige. Der skelettierte Totenkopf ist eine Sonderanfertigung für einen Kunden.
Zeitmesser von ganz aussergewöhnlicher Erscheinung sind auch bei der Manufacture Royale zu finden.
Beim Modell 1770 Voltige sitzt die komplette Hemmungsbaugruppe mit der übergroßen, langsam schwingenden Unruh oben auf dem Zifferblatt. Der Betrachter kann so stets den regelmässigen Herzschlag dieses aussergewöhnlichen Stückes beobachten und bewundern.
Bei Christophe Claret ist es nicht viel anders. Auch hier Uhrmacherei vom aller Feinsten, ob es sich um das aussergewöhnliche Modell „X-TREM-1“ handelt (siehe unseren Bericht von der SIHH 2016),
oder die Schmuckuhr „Marguerite“ für die Dame,
alles auf höchsten Niveau.
Last but not Least besuchen wir im Palace noch Kari Voutilainen.
Der aussergewöhnliche, dem AHCI angehörende, Finnische Uhrmacher, den es ins Schweizer Jura zog, entwirft und baut in seinem Atelier mit nur wenigen Mitarbeitern ebenfalls Uhren, bei dem man/frau den Atem anhält.
Alles wird nach alter Tradition in reiner Handarbeit gefertigt, entsprechend gering ist die jährliche Stückzahl. Mehr als 30 Uhren werden es selten. Auch hier lohnt ein Blick auf unseren ausführlichen Bericht von der SIHH 2016 in Genf.
Begeben wir uns von der Schweiz nach Frankreich. Im kleinen malerischen Städtchen Morteau, nahe der Schweizer Grenze, aber eben auf französischer Seite, befindet sich die kleine und feine Manufaktur Pequignet.
Pequignet nennt ein Manufakturkaliber sein eigen, das es sprichwörtlich in sich hat. Die Konstruktion wurde von Beginn an so ausgelegt, dass eine Vielzahl von Zusatzfunktionen realisiert werden kann, ohne einen zusätzlichen Modulaufbau.
Die in Basel neu vorgestellte GMT-Version, mit der charakteristischen Gangreserveanzeige, ist ein gutes Beispiel hierfür.
Pequignet ist mit elegantem französischen Design aber auch im unteren und mittleren Preisbereich erfolgreich unterwegs. Dort werden aus Kostengründen hochwertige Großserienkaliber von SEIKO verbaut.
So auch beim voll im Trend liegenden Pequignet Regulateur.
Wenn wir thematisch schon bei zugekauften Großserienkalibern sind, so kommen wir in diesem Jahr nicht an RONDA vorbei. Der bekannte Hersteller von Quartzwerken wagt sich nun nach vorn und stellt das erste hauseigene mechanische Automatik-Kaliber vor.
Das mechanische Uhrwerk, welches anlässlich der Baselworld präsentiert wurde, trägt die Bezeichnung R150. Das Automatik-Kaliber – eine Ronda-eigene Konstruktion – weist eine sehr hohe Fertigungstiefe auf und basiert auf industrieller Produktionstechnologie.
Das Uhrwerk der Grösse 11 1/2’’’ verfügt bei einer Werkhöhe von 4,4 mm über drei Zeiger sowie ein Kalenderfenster. Seine Gangreserve beträgt 40 Stunden. Das schön konstruierte Werk bildet zweifellos eine interessante Alternative zu vergleichbaren Produkten von ETA bzw. Sellita. Für den nachhaltigen Erfolg entscheidend werden Preis und Qualität sein. Nach Angaben von Ronda wird sich der Preis am Wettbewerb orientieren.
Mit dieser Neuerscheinung wird sich die von der ETA für Drittkunden betriebene Verknappung der Mechanikkaliber 2824 und 2892 weiter entspannen, da Ronda eine hocheffiziente automatisierte Fertigung in Aussicht stellt.
Machen wir einen Sprung zu einer interessanten Marke im Fashion Bereich. Die zu Guess gehörende Marke GC geht in die Offensive und bietet neben Modellen, die mit Swiss Movement gekennzeichnet und aus Kostengründen in Fernost gefertigt werden, nun auch eine “Swiss Made” Linie an.
Nicht nur die Herren, auch die Damen werden bei GC fündig.
Zurück in Halle 1 machen wir natürlich einen Stopp bei Rolex. Das legendäre Erfolgsmodell Daytona wurde optisch behutsam überarbeitet und erhielt eine kratzfeste Lünette aus Keramik.
Zweifellos sehr gut gelungen! Nach bekannter Rolex-Manier gleich von einem neuen Modell zu sprechen, halten wir jedoch für etwas gewagt; wir würden es eher Modellüberarbeitung nennen.
Die Swatch Group, bei smarten Uhren bislang auffallend zurückhaltend, zeigt über alle Marken hinweg jedoch volles Programm, mit allem was der Konzern bieten kann. Wir haben auszugsweise und stellvertretend einige Marken besucht.
Beginnen wir mit dem High-End Bereich und sehen uns bei Breguet die aufwendige Minutenrepition Breguet Tradition 7087 an, die obgleich ihrer quer über das Uhrwerk eingespannten Tonfeder nicht nur eine ganz ungewöhnliche Optik mitbringt, sondern auch einen ungewöhnlich fülligen Klangkörper erzeugt.
Eine ganz außergewöhnliche Uhr, mit einem Preis von rund 450.000 EURO eine Klasse für sich.
Omega erweitert die Palette der legendären Serie Omega Speedmaster um die Speedmaster Moonphase Chronograph Master Chronometer.
Das erste, was an dieser neuen Uhr auffällt, ist die Darstellung des Mondes. Dieser sah noch nie so echt aus. Das hochauflösende Bild mit scharfen Schwarz-Weiß-Kontrasten ist so detailliert wie ein Foto der NASA – ein scharfer Blick lässt gar den Fußabdruck eines Astronauten erkennen. Als Master Chronometer repräsentiert diese Speedmaster einen weiteren Meilenstein: OMEGAs anspruchsvollen neuen Prüfstandard, der Ende 2015 vom Swiss Federal Institute of Metrology (METAS) festgelegt wurde.
Interessant auch die Marke Hamilton, mit American Spirit und Swiss Precision, so der Slogan. Dort fiel uns die ungewöhnliche Kreation die „Jazzmaster Face 2 Face II“ auf.
Die Uhr besitzt ein Wendegehäuse und so kann das Uhrwerk sowohl mit seiner Vorder- als auch seiner nicht weniger attraktiven Rückseite nach oben geklappt werden.
Für einen Preis von rund 3.750 EURO ein sehr fairer Gegenwert, allerdings nur für 1.999 Kunden, denn das Modell ist streng limitiert.
Rado ist weltweit bekannt als die Marke, welche sich als erste mit der Verwendung von Keramik für extrem kratzfeste und dabei leichte Gehäuse, vergleichen mit Stahl, einen Namen machte.
Die neueste Kreation, die Rado HyperChrome Ultralight, geht in Sachen Gewichtsoptimierung dabei noch einen Schritt weiter. Wichtige Komponenten des Uhrwerkes, wie Brücken und Kloben, werden aus Aluminium gefertigt. Diese werden im Vakuumverfahren schwarz bedampft, um jegliche Korrosion des im Uhrwerksbau bislang wenig verbreiteten Aluminium auszuschließen.
Die gesamte Uhr wiegt gerade einmal 56 Gramm und ist auf 500 Stück limitiert.
Sehr spannend auch Tissot. Tissot gehört zu den Einstiegsmarken in die Welt der Swatchgroup und hat ein breit angelegtes Portfolio. Von schicken und preiswerten Quartzuhren, über die innovativen und bewährten T-Touch Modelle, bis hin zu den Klassikern mit mechanischen Uhrwerken.
Tissot ist in einem sehr preissensitiven Bereich positioniert und achtet streng auf ein optimales Preis-/Leistungsverhältnis. So auch der neue auf der Baselworld vorgestellte Regulateur.
Ganz dem aktuellen Trend folgend, hat Tissot den Regulateur der Serie 1853 Le Locle sehr klassisch gehalten. Ein Zifferblatt mit Guillocheprägung bringt dies zusätzlich zum Ausdruck. Als Antrieb dient ein modifiziertes ETA 2825-2.
Das neue Modell ist in verschiedenen Ausführungen zu wettbewerbsfähigen Preisen ab 715 EURO erhältlich.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass die Swatch Group damit beginnt, Unruhsprialen auch bei Einstiegsmodellen vermehrt aus Silizium zu fertigen. Die Gründe sind einfach. Wie zuvor bei Omega bereits erfolgreich umgesetzt, ist das Material 100% amagnetisch und lässt sich in solch engen Toleranzen fertigen, dass sich die normalerweise aufwendige Klassifizierung und Regulierung deutlich vereinfachen lassen.
Verlassen wir die Swatchgroup und besuchen wir jenen Schweizer Uhrenhersteller, der sich als Einstiegsmarke in das Schweizer Premium Segment verstanden haben möchte. Nachdem Jean-Claude Biver der Marke TAG Heuer eine Roßkur verabreicht hat und das Streben nach immer Höherem jäh eingebremst hat, tritt die Marke mit neuem Schwung und dabei wieder absolut glaubwürdig auf.
Nicht nur die allseits vielbeachtete Entscheidung als erster Schweizer Hersteller eine Smartwatch (gemeinsam mit Intel und Google) zu entwickeln, die es mit der Apple Watch aufnehmen kann, auch die sonstigen Neuerscheinungen und Aktivitäten rund um die Marke lassen aufhorchen.
Bereits kurz vor der Baselworld ist TAG Heuer auf dem Genfer Automobilsalon mit einem rund 1000 m2 großen Stand aufgetreten und hat dort in einem groß angelegten PR-Event seine Zusammenarbeit mit Red-Bull Racing bekannt gegeben.
Das Formel 1 Team von Red-Bull wird seitens TAG Heuer aktiv unterstützt. Selbst der neue Motor trägt das Logo von TAG Heuer.
Neben der vielbeachteten TAG Heuer Connected wurden eine Reihe neuer Modelle vorgestellt. Allen voran das bereits vorangekündigte Tourbillon. Der neue TAG Heuer Chronograph Carrera 02T ist in mehrerlei Hinsicht ein bemerkenswertes Stück.
Die TAG Heuer Carrera 02T ist mit einem aus dem CH-80 hervorgegangenen, modifiziertes und um ein Tourbillon verfeinertes Manufakturkaliber, bestückt. Nicht nur die verwendeten Materialien Karbon und Titan für den Tourbillonkäfig beeindrucken, auch der Preis sorgt für Furore. Weniger als 15.000 EURO sind schon ein Wort und zeigen einmal mehr, dass Jean-Claude Biver mit der Vorgabe, bezahlbaren Luxus zu bieten, richtig liegt.
Nicht weniger begeisternd, das kleinere Schwestermodell Carrera 01, mit funktional ausgeführten und schön anzusehendem Manufakturkaliber.
Ein echter Klassiker ist die Heuer Monza. Die neu aufgelegte und mit dem Calibre 17 bestückte Heuer Monza feiert ihr 40 jähriges Jubiläum. Als Hommage an diese glorreiche Zeit ist die Monza auch nur mit dem „Heuer“ Logo versehen.
Schließen wir unseren Rundgang ab und besuchen nochmals eine kleine aber dennoch gut bekannte Uhrenmarke: Vulcain
Die Vulcain Cricket hat in den 50er Jahren Furore gemacht. Die berühmteste Erfindung von Vulcain ist die Weckerkomplikation für Armbanduhren.
Diese Innovation war der Auslöser für die Beliebtheit von Vulcain Uhren bei Amerikanischen Präsidenten seit Harry S. Truman. Seither besitzt jeder Amerikanische Präsident – übrigens auch andere Präsidenten – eine Vulcain Uhr. Eine Tradition die bis zum heutigen U.S. Präsidenten fortgeschrieben wird.
Die Cricket wurde behutsam weiterentwickelt und erhält nun ein Werk mit von 40 auf 50 Stunden gesteigerter Gangreserve.
Am Zifferblatt ist der Unterschied leicht zu erkennen. Das neue Modell trägt die Anzeige für die Weckfunktion auf einem separaten Skala, bei 4 Uhr.
Ob das neue Modell oder das bisherige mit zentraler Anzeige der Weckzeit besser gefällt, bleibt vermutlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Vulcain kann aber nicht nur Uhren für Präsidenten, oder solche die es werden möchten, sondern auch für Damen, und zwar mitreißend schön.
Zusammenfassung und Schlußfolgerung:
Was hat uns der Rundgang durch die Hallen der Baselworld 2016 gezeigt? Von der eingangs skizzierten Krisenstimmung in der Branche war unterschiedlich viel zu spüren. Die einzelnen Hersteller gehen sehr verschieden damit um und reagieren dementsprechend unterschiedlich, dies zeigt sich auch in den Produkten.
An mancher Stelle wird vorsichtig weiterentwickelt, getreu dem Motto, nur kein Risiko eingehen, an anderer Stelle erfolgt genau das Gegenteil dessen, es werden bewusst Risiken geschultert, um neue Felder zu erschliessen.
Der Markt und das Angebot wird insgesamt bunter und besser. Die Preise entwickeln sich ebenfalls unterschiedlich. Mancher Anbieter hat die Zeichen der Zeit erkannt und setzt auf günstige Einstiegsmodelle oder zeigt sogar den Mut, die Preise bestehender Modelle einfach zu senken. Das ist in der Tat mutig und davor scheut manch einer zurück. Denn er lässt den Kunden dadurch einerseits wissen, dass er zuvor zu teuer war und er muss andererseits den entgangenen Gewinn intern umverteilen und kompensieren, was schmerzt und entsprechend unpopulär ist.
Insgesamt lässt sich bei der Preisentwicklung für den Endkunden also eine positive Kehrtwende erkennen.
Bei der Neuauflage von Modellen kommen wieder bewährte Muster zum Ansatz. Tradition spielt eine große Rolle, zu erkennen am Beispiel des Regulateur, der für viele Jahre aus der Wahrnehmung verschwunden war, bei zahlreichen Herstellern nun wieder eine wichtige Rolle im Markenportfolio einnimmt.
Damenuhren werden bei Premiumanbietern sichtbar zahlreicher angeboten, z.T. mit sportlicher, überwiegend aber mit modischer oder betont eleganter Note.
Der Begriff modisch trifft hauptsächlich auf Marken im Fashion-Bereich zu. Dort sind Tendenzen hin zu höherer Wertigkeit und nachhaltiger Eleganz auszumachen. Das zeigen schon die zum Teil mit viel Liebe zum Detail oder auch sehr futuristisch gezeichneten Messestände.
Bei den höherpreisigen Modellen werben die meisten Hersteller mit eigenen Manufakturkaliber. Hier herrscht mittlerweile eine sehr große kaum noch zu überblickende Vielfalt vor und erklärt zum Teil auch die in der Vergangenheit vorgenommenen, recht üppigen Preissteigerungen. Die Investitionen müssen natürlich wieder eingefahren werden. Ob das in jedem Fall im Sinne des Kunden ist, lässt sich nicht eindeutig positiv beantworten.
RONDA hat sich aus der Deckung gewagt und wohl eines der Messe-Highlights auf der Baselworld präsentiert. Das neue Automatikkaliber R150 – ausschließlich für Drittkunden bestimmt – soll in hoher Stückzahl verfügbar sein und damit jene Lücke füllen helfen, welche die ETA durch Verknappung der Kaliber 2824 und 2892 hat entstehen lassen. Gerade für kleinere Marken oder solche, die im preissensitiven Einstiegsbereich arbeiten, eine willkommene Alternative.
Die Swatch Group, aber auch andere Hersteller, bis hinauf zu Patek Philippe setzen vermehrt auf die Verwendung von Unruhspiralen aus Silizium. Das Material hat unbestreitbar seine Vorteile, mit klassischer, Jahrhunderte alter Uhrmachertradition aber nicht viel zu tun. Silizium ist ein moderner Werkstoff, der primär aus der Elektronik kommt und in Computern, Smartphones und natürlich Smartwatches unverzichtbar ist. Dessen Einsatz nun auch in mechanischen Uhren zu forcieren, ist für einen Uhrmacher alter Schule nicht ganz leicht zu verdauen.
Immer wieder faszinierend, die kleineren, sich im Palace präsentierenden Hersteller. Dort sind Exponate auszumachen, die begeistern, weil sie mit sehr viel Begeisterung ihrer Schöpfer entstanden sind. Diese Kreationen werden immer ihren Weg machen und Liebhaber finden. Hier spielt der Preis nicht die ganz große Rolle, vielmehr sind Attribute wie ungewöhnliche Erscheinung, Komplexität, handwerkliche Kunst und Verarbeitung auf allerhöchstem Niveau gefragt.
Und schließlich bleibt noch das Thema intelligente Uhr, das überraschend viele Hersteller für sich entdeckt haben und die zum Teil sehr unterschiedliche Lösungen anbieten. (Alle Details dazu sind in Teil I unserer Bericherstattung zu finden).
Es scheint, als wäre der Kunde tatsächlich wieder der König.
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